Z Gastroenterol 2011; 49 - P200
DOI: 10.1055/s-0031-1285472

Bewertung von Gesundheitsleistungen durch Patienten und Laien am Beispiel der Therapie des Kolorektalen Karzinoms

S Hofmann 1, J Vetter 1, C Wachter 1, D Henne-Bruns 1, M Kornmann 1
  • 1Universitätsklinik Ulm, Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Ulm, Germany

Grundlagen: Multimodale Therapiekonzepte sind seit vielen Jahren die Grundlage der Behandlung des kolorektalen Karzinoms. Mit Zunahme der angebotenen Optionen für Betroffene und Behandelnde nimmt allerdings auch die Übersichtlichkeit ab und die Behandlungskosten steigen. Je mehr Therapieformen kombiniert werden, umso mehr Nebenwirkungen können auftreten mit verminderter Lebensqualität und oft nur geringer Verbesserung der Überlebenszeit. Für den Behandelnden ist es essentiell anhand aktueller Studien den Patienten zum aktiven Mitarbeiter zu machen. Hier können Entscheidungshilfen, sogenannte Decision Aids, zur Hilfe genommen werden, welche bei anderen Erkrankungen bereits etabliert sind.

Ziel der Untersuchung: Ziel unseres Projektes war es, Entscheidungshilfen zu erarbeiten, die auf anschauliche Weise multimodale Therapiekonzepte des kolorektalen Karzinoms darstellen und auszuwerten, welche Therapie Laien und Patienten anhand der Grafiken wählen würden.

Methodik: Vier randomisierte Studien, welche jeweils eine mildere mit einer intensiveren Therapie verglichen, wurden ausgewählt. Die Ergebnisse wurden getrennt nach Therapieerfolg und Nebenwirkungen dargestellt. Die Präsentation erfolgte anhand von Kästchendiagrammen, welche insgesamt 265 Laien, 52 ambulanten und 50 stationäre Patienten mit kolorektalen Karzinomen vorgelegt wurden.

Ergebnisse: Zwischen den Entscheidungen betroffener Patienten und Laien gab es keine wesentlichen Unterschiede. Von allen befragten Gruppen wurde jeweils der milderen Therapie der Vorzug gegeben. Beispielsweise wurde nur von 19% der 102 Patienten die adjuvante Therapie des Kolonkarzinoms mittels Oxaliplatin gewählt. Für die neoadjuvante Therapie des Rektumkarzinoms entschieden sich 12% der Patienten, entgegen aktuellen Leitlinienempfehlungen.

Schlussfolgerung: Die erhobenen Ergebnisse verdeutlichen, dass Patienten sich häufig für die nebenwirkungsärmere Therapie und somit die bessere Lebensqualität entscheiden, auch wenn sie dadurch eine eventuelle Prognoseverschlechterung in Kauf nehmen.