Z Gastroenterol 2011; 49 - P199
DOI: 10.1055/s-0031-1285471

Chirurgische Interdisziplinarität bei der Rekonstruktion nach abdominoperinealer Rektumexstirpation des ultratiefen Rektumkarzinoms

Z Mohr 1, B Palmer 1, C Hirche 2, M Lehnhardt 2, S Willis 1
  • 1Klinikum der Stadt Ludwigshafen am Rhein, Akademisches Lehrkrankenhaus Universität Mainz, Chirurgie A, Ludwigshafen, Germany
  • 2BG-Unfallklinik Ludwigshafen, Klinik für Hand-, Plastische- und Rekonstruktive Chirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen, Germany

Einleitung: Das kurative ultratiefe Rektumkarzinom mit Tumorinfiltration des Sphinkters oder des Beckenbodens erfordert ein multimodales Therapieregime bestehend aus neoadjuvanter Radiochemotherapie (RCTX), onkologisch-radikaler abdominoperinealer Rektumexstirpation (APRE) und adjuvanter Chemotherapie (CTX). Postoperative lokale Komplikationen am Perineum, wie Wundinfektionen, Abszesse und persistierende Fisteln, sind ein schwerwiegendes Problem. Sie treten in 25 bis 60% der Fälle auf und führen zu einer signifikant erhöhten Morbidität, verlängerten Krankenhausaufenthaltsdauer, erhöhten medizinischen Kosten und Pflegeaufwand. Durch eine enge Zusammenarbeit chirurgischer Fachdisziplinen mit interdisziplinären Planung können bestmögliche prognosebestimmende Heilungschancen gewährleistet werden.

Patienten, Methoden, Ergebnisse: In unserer Klinik wurden in 06/09–12/10 neun APRE durchgeführt. Das postoperative UICC-Stadium beinhaltete I mit n=3, IIA mit n=1, IIIA mit n=3, IIIC mit n=2. Alle Patienten wurden R0 exstirpiert. In 3 Fällen trat eine perineale Wundheilungsstörung (Rate: 33%, n=3/9) auf, welche durch eine Vakuumsaugtherapie beherrscht werden konnte, aber einen prolongierten Verlauf nach sich zog. Bei einem der drei Patienten lag ein UICC Stadium IIIC vor, die adjuvante CTX verzögerte sich. Die Morbiditätsrate wurde mit der Literatur verglichen und pathophysiologische Hintergründe für eine erhöhte Wundheilungsstörung nach RCTX/CTX recherchiert. In einem weiteren Fall erfolgte eine plastische primäre Rekonstruktion mittels VRAM mit komplikationslosem postoperativem Verlauf und regelrecht eingeleiteter adjuvanter CTX.

Schlussfolgerung: Eine perineale Wundheilungsstörung nach APRE mit dadurch verzögerter Einleitung der adjuvanten CTX führt in der Literatur zu einer erhöhten Lokalrezidivrate und reduzierten Langzeitüberleben. Eine sich nach radikaler APRE anschließende primäre plastische-chirurgische Rekonstruktion der Wundhöhle kann die Rate an perinealen Wundkomplikationen reduzieren und sich positiv auf das Langzeitüberleben und sozio-ökonomische Aspekte auswirken. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Viszeral- und plastischen Chirurgen kann die Morbidität der APRE beim Rektumcarcinom gesenkt werden mit potentiellem Einfluss auf die Lokalrezidivrate.