Z Gastroenterol 2011; 49 - P187
DOI: 10.1055/s-0031-1285459

Die WHO-Klassifikation 2010 und ihr Stellenwert als prognostischer Markern in gastrointestinalen neuroendokrinen Tumoren des deutschen NET-Registers

S Maasberg 1, M Anlauf 2, A Rinke 3, D Quietzsch 4, V Groß 5, F Scheerer 6, J Bornscheid 7, T Sauerbruch 8, UF Pape 1, D Hörsch 9
  • 1Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow Klinikum, Klinik m. S. Hepatologie und Gastroenterologie, Berlin, Germany
  • 2Universitätsklinikum Düsseldorf, Institut für Pathologie, Düsseldorf, Germany
  • 3Universitätsklinikum Marburg, Klinik f. Gastroenterologie, Endokrinologie u. Stoffwechsel, Marburg, Germany
  • 4Klinikum Chemnitz gGmbH, Klinik f. Innere Medizin II, Chemnitz, Germany
  • 5Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Innere Medizin, Abteilung Gastroenterologie, Ulm, Germany
  • 6Städtisches Klinikum München, Neuperlach, 1. Med. Abteilung, Gastroenterologie und Hepatologie, München, Germany
  • 7Universitätsklinikum Magdeburg, Klinik f. Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Magdeburg, Germany
  • 8Universitätsklinikum Bonn, Med. Klinik I, Allgemeine Innere Medizin m. S. Gastroenterologie und Hepatologie, Bonn, Germany
  • 9Zentralklinik GmbH Bad Berka, Klinik f. Innere Medizin, Gastroenterologie und Enokrinologie, Bad Berka, Germany

Einleitung: Wichtige Prognosekriterien neuroendokriner Tumore (NET) sind der histopathologische Differenzierungsgrad (WHO2000) und das Ki-67 Grading nach ENETS. In der aktuellen WHO-Klassifikation von 2010 (WHO2010) wurden Differenzierungsgrad und Ki-67-Grading in einer Klassifikation zusammengefasst. Zur Analyse des prognostischen Stellenwertes dieser neuen Klassifikation erfolgte deren Anwendung bei NET-Patienten (Pat.) des deutschen NET-Registers.

Ziel und Methoden: Das NET-Register sammelt deutschlandweit Daten von Pat. mit histologisch gesichertem NET und Erstdiagnose nach 1999. Zur Auswertung wurden epidemiologische, histopathologische und klinische Daten extrahiert, beide WHO-Klassifikationen angewendet und deren prognostische Bedeutung für die Gesamtkohorte sowie für tumorspezifische Subgruppen analysiert.

Ergebnisse: Von 2009 eingeschlossenen Pat. lagen bei 1166 Pat. Informationen zur WHO2000 und bei 702 zur WHO2010 vor. Die WHO2000 klassifizierte 333 als gut differenzierte endokrine Tumore (WHO1a), 641 als gut differenzierte endokrine Karzinome (WHO1b) und 192 als schlecht differenzierte endokrine Karzinome (WHO2). In Abhängigkeit von Differenzierungsgrad und Ki-67-Grading wurden nach WHO2010 254 als neuroendokrine Tumore mit Ki67 ≤2% (NET-G1), 303 als neuroendokrine Tumore mit Ki67 3–20% (NET-G2) und 94 als neuroendokrine Karzinome mit Ki67 >20% (NEC-G3) klassifiziert. Zusätzlich fanden sich 28 Pat. mit WHO Grad 1a/1b und Ki-67-Index >20%, die als NET-G3 klassifiziert wurden. In der Analyse der WHO2000 starben 176 Pat. (15,3%). Die 5-Jahresüberlebensrate (-JÜR) für WHO1a, WHO1b und WHO2 betrug jeweils 96%, 79% und 48% (p jeweils <0,001). Innerhalb der WHO2010 starben 100 Pat. (14,4%). Die 5-JÜR betrug für NET-G1, NET-G2 und NEC-G3 jeweils 90%, 84% und 43% (p jeweils <0,001). NET-G3 dagegen hatten eine 5-JÜR von 29%, die sich von NEC-G3 nicht signifikant unterschied. Subgruppenanalysen für Tumorlast und Primärtumorlokalisationen bestätigten diese Ergebnisse.

Zusammenfassung: Die prognostische Bedeutung der WHO2010 ist mit der WHO-Klassifikation von 2000 vergleichbar und darüber hinaus einfacher anwendbar. Das Ki67-Grading erscheint jedoch prognostisch wertvoller und sollte daher in Zweifelsfällen über die Klassenzugehörigkeit entscheiden.