Z Gastroenterol 2011; 49 - P165
DOI: 10.1055/s-0031-1285437

Rolle der Chemokine CX3CL1(Fraktalkine) und CX3CR1 in der Pathogenese der Entzündung am Beispiel der Kolitis und der LPS-induzierten Sepsis

L Sachs 1, F Becker 1, C Holthoff 1, C Anthoni 1, S Stöppeler 2, HU Spiegel 2, N Senninger 1, M Brüwer 1, T Vowinkel 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Germany
  • 2Klinik und Poliklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Universitätsklinikum Münster, Chirurgische Forschung, Münster, Germany

Einleitung: In der Entzündung werden nicht nur Leukozyten, sondern auch Thrombozyten aktiviert und interagieren miteinander. Eine Möglichkeit der interzellulären Kommunikation stellen Chemokine dar. Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Charakterisierung der Rolle des Thrombozyten assoziierten Chemokinliganden- und Chemokinrezeptorpaares CX3CL1(Fractalkine)/CX3CR1 in den experimentellen Modellen der DSS-induzierten Kolitis und der Lipopolysaccharid- (LPS) induzierten Sepsis der Maus.

Methodik: Bei Wildtyp (Wt, Stamm C57Bl/6J) Mäusen wurden 2, 4 und 8 Stunden nach intraperitonealer LPS-Gabe (E. coli) Serumproben entnommen (je n=6). Zum Nachweis des Chemokinliganden und -rezeptorpaares Fractalkine/CX3CR1 im Serum diente der ELISA. Unbehandelte Tiere dienten als Kontrolle (n=3). Weitere Wt Tiere sowie knockout (ko) Tiere für CX3CR1 erhielten von Tag 0 bis 6 DSS 3%, Kontrolltiere erhielten Wasser (je n=6). Neben den klinischen Parametern, wie Disease Activity Index (DAI), Kolongewicht und -länge, führten wir intravitalmikroskopische Untersuchungen mit zeitgleicher Visualisierung von Thrombozyten und Leukozyten durch. Die statistische Auswertung erfolgte mit Scheffe und student's t-test (P<0.05)

Ergebnisse: Im Vergleich zu gesunden Kontrolltieren zeigten LPS- behandelte Tiere eine signifikante Erhöhung von Fractalkine und seinem Rezeptor CX3CR1 4 Stunden nach LPS-Gabe (p<0,05). In der DSS-Kolitis zeigten CX3CR1 ko Tiere im Vergleich zu DSS kranken Wt Tieren einen signifikant niedrigeren DAI sowie ein signifikant längeres und leichteres Kolon. Intravitalmikroskopisch war die Zahl der rollenden Thrombozyten und Leukozyten sowie der adhärenten Leukozyten in den ko Tieren ebenfalls signifikant niedriger als in der Gruppe DSS behandelter Wt Tiere.

Schlussfolgerungen: Die Chemokine Fractalkine und sein Rezeptor CX3CR1 werden in der Sepsis vermehrt exprimiert. In der DSS-induzierten Kolitis führt eine Unterbindung dieser Chemokin-Interaktion zu einer Abschwächung der Entzündung. Dies unterstreicht die pathophysiologische Bedeutung der Chemokine in der Entzündung und kann einen selektiven therapeutischen Ansatz darstellen.

(Unterstützt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft Ref.# VO 998/3–1)