Z Gastroenterol 2011; 49 - P160
DOI: 10.1055/s-0031-1285432

Fäkales Caprotectin – hilfreich zur Differenzierung zwischen mikroskopischer Kolitis und Reizdarmsyndrom?

C Ganzert 1, U von Arnim 1, T Wex 1, C Schulz 1, P Malfertheiner 1
  • 1Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Magdeburg, Germany

Zielstellung: Vergleich zweier Messverfahren (ELISA und Schnelltest Bühlmann®) für fäkales Calprotectin, um möglicherweise die mikroskopische Kolitis (MC) vom Reizdarmsyndrom zu unterscheiden.

Material/Methoden: 24 Patienten mit MC: 19 kollagene, 5 lymphozytäre Kolitis (7 Pat. mit aktiver MC; 17 Pat. in Remission, d.h. vormals histologisch gesicherter MC) und 10 Patienten mit Reizdarmsyndrom nach Rom-III-Kriterien, wurden hinsichtlich ihrer fäkalen Calprotectinkonzentration verglichen. Aktive MC definiert sich dabei über eine symptomatische Klinik mit >3 Stühlen/Tag und über das histologische Korrelat. Patienten in Remission weisen einen Z.n. medikamentöser Therapie, fehlende klinische Symptomatik und fehlende histologische Kriterien auf. Alle Patienten wurden 2009–2010 prospektiv koloskopiert, inklusive der Entnahme von Stufenbiopsien.

Ergebnisse: Im ELISA zeigten sich signifikant erhöhte Calprotectin-Werte in der Gruppe der aktiven MC (Median=55µg/g, 23–161) im Vergleich zur Reizdarmgruppe (2µg/g, 1–5; p=0,0001). Das Calprotectin bei MC-Patienten in Remission zeigte keine signifikanten Unterschiede zur Reizdarmgruppe (Median=16µg/g, 1–217). Eine signifikante Konzentrationsdifferenz von Calprotectin konnte mit dem Schnelltest in keinem Gruppenvergleich nachgewiesen werden.

Zusammenfassung: Mittels des ELISA-Testverfahrens werden erhöhte Calprotectinkonzentrationen bei der aktiven MC im Vergleich zum Reizdarmsyndrom registriert. Der Einsatz des Schnelltests bei dieser Fragestellung zeigte sich als nicht zielführend.

Diskussion: Klinische Marker zur Detektion von MC existieren nicht, deswegen könnte Calprotectin als klinischer Surrogatmarker zur Unterscheidung zwischen aktiver MC und Reizdarmsyndrom einen Stellenwert in der Primärdiagnostik erhalten. Es gilt nun in weiteren Studien zu evaluieren, ob die Calprotectinbestimmung zusätzliche Koloskopien verhindern kann.