Z Gastroenterol 2011; 49 - P158
DOI: 10.1055/s-0031-1285430

Immunsuppressive Behandlung als Risikofaktor für das Auftreten einer schweren C. difficile-assoziierten Darmerkrankung

C Johann 1, D Wilhelms 2, S Behl 1, T Seufferlein 1, C Lübbert 1
  • 1Universitätsklinikum Halle (Saale), Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Halle (Saale), Germany
  • 2Universitätsklinikum Halle (Saale), Institut für Medizinische Mikrobiologie, Halle (Saale), Germany

Einleitung: Toxinbildende Clostridium difficile-Stämme gelten weltweit als häufigste Erreger von antibiotika-assoziierten Darmerkrankungen und nosokomialer Diarrhoe. Zuletzt wurden vermehrt C. difficile-Infektionen mit besonders schweren klinischen Verläufen und erhöhter Letalität beobachtet. Weltweit gibt das vermehrte Auftreten hypervirulenter Stämme, insbesondere der Ribotypen 027 und 078, Grund zur Sorge. Besonders immunsupprimierte Patienten sind opportunistischen Keimen ausgesetzt, zu denen zunehmend auch C. difficile zählt.

Ziele: Ziel dieser retrospektiven Analyse war es, eine Immunsuppression als gesonderten Risikofaktor für die Infektion mit C. difficile zu charakterisieren und Besonderheiten und Unterschiede immunsupprimierter Patienten im Hinblick auf Schwere der Erkrankung, den Krankheitsverlauf, intestinale Manifestationen, Rezidivhäufigkeit und andere Faktoren herauszustellen.

Methodik: Dazu wurden Symptome und klinische Merkmale von 105 Patienten mit C. difficile-Toxinnachweis im Stuhl (detektiert mittels EIA), die sich zwischen 2006 und 2009 in stationärer Behandlung der Kliniken für Innere Medizin I und IV des Universitätsklinikums Halle (Saale) befanden, erfasst und ausgewertet. 55 immunsupprimierte Patienten wurden 50 Patienten ohne immunsuppressive Medikation gegenübergestellt (Durchschnittsalter 59,6 Jahre±16,2 vs. 69,8 Jahre±15,0, p<0,001).

Ergebnisse: Der Krankheitsverlauf beider Gruppen unterschied sich teilweise erheblich. Bei immunsupprimierten Patienten mit Nachweis von C. difficile-Toxin im Stuhl fand sich häufiger keine klinisch fassbare Manifestation (21,8% vs. 2%), während es ähnlich viele moderate und schwere Verläufe gab. Letale Verläufe wurden in der Gruppe der Immunsupprimierten häufiger beobachtet (27,3% vs. 16,0%, p=0,237). Bei Immunkompetenten wurde vor Nachweis einer C. difficile-Infektion in 84% der Fälle ein Antibiotikum eingenommen. Die immunsupprimierten Patienten hingegen waren nur zu 52,7% antibiotisch vorbehandelt.

Abb.1

Abb.2: Antibiotische Behandlung vor C. diff. Infektion

Schlussfolgerung: Neben dem bekannten Risikofaktor Antibiotikatherapie ist auch die Immunsuppression als unabhängiger Risikofaktor zu betrachten. Eine immunsuppressive bzw. immunmodulatorische Behandlung führt zu geringerer klinischer Apparenz (weniger Diarrhoe-Episoden), vermutlich infolge der antiinflammatorischen Wirkung insbesondere von Steroiden. Ein zunehmender Anteil der registrierten C. difficile-Erkrankungen entwickelt sich, ohne dass eine Antibiotikagabe vorangegangen ist.