Z Gastroenterol 2011; 49 - P142
DOI: 10.1055/s-0031-1285414

Und es geht doch (1): Besserung der Drehstuhl-Übelkeit nur durch Erwartungen

K Weimer 1, B Horing 1, S Klosterhalfen 1, P Enck 1
  • 1Innere Medizin VI, Tübingen, Germany

Bislang hatten wir experimentell zwar eine Verschlechterung (Nocebowirkung) von Drehstuhlübelkeit durch verbale Informationen erzeugen können, nicht aber eine Symptomverbesserung. Dies wird hier erstmals berichtet.

Methoden: Achtundvierzig Probanden mit erhöhter Empfindlichkeit für Bewegungen, zur Hälfte Frauen (26,8±5,4 Jahre) wurden randomisiert und balanciert auf drei Gruppen verteilt. Probanden der Gruppen 1 und 2 erhielten eine in Wasser gelöste Flüssigkeit entweder mit der Information, es handle sich um ein antiemetisch wirksames Ingwer-Präparat (Zintona®) (100% Erwartung) oder mit der Information, es handle sich um das Medikament oder um ein Placebo im Rahmen eines Doppelblindversuches (50% Erwartung); in beiden Fällen handelte es sich um ein Placebopräparat. Die dritte Gruppe erhielt nur Wasser und die Information, sie gehörten zur Kontrollgruppe (0% Erwartung). Alle wurden einer standardisierten Rotationsprozedur ausgesetzt (5×2min mit 15 Drehungen/min unter getakteter Kopfbewegung). Aufgezeichnet wurden die subjektiven Symptome (SS) auf einer standardisierten Skala, die tolerierte Rotationszeit (RZ), die Anzahl der Kopfbewegungen (KB), eine Vielzahl psychometrischer Tests und das Elektrogastrogramm (EGG).

Ergebnisse: Im Vergleich zur Kontrollgruppe (0% Erwartung) hatten beide anderen Gruppen signifikant (p=0,007) niedrigere SS, wobei es keinen Unterschied gab zwischen der Gruppe mit 50% und der 100% Erwartung. Post-hoc war dieser Effekt signifikant (p=0,007) für die Frauen, aber nicht für die Männer (p=0,304). Die Effekte waren nicht signifikant für RZ und KB. Kein Effekt fand sich für das EGG, und keine der psychometrischen Variablen hatte einen modulierenden Einfluss auf die Effekte.

Schlussfolgerungen: Eine positive Beeinflussung der Symptome bei experimenteller Drehstuhl-Übelkeit durch ein vermeintliches Medikament ist möglich, eine „Dosis-Wirkung„-Beziehung fand sich nicht. Frauen reagieren auf diese Intervention empfindlicher als Männer. Weitere Untersuchungen werden zeigen müssen, welches die zugrunde liegenden Mechanismen sind.

Unterstützt mit Mitteln der Stiftung Volkswagen, I/83 805