Z Gastroenterol 2011; 49 - P141
DOI: 10.1055/s-0031-1285413

Aktivierung von Adenosin A2A Rezeptoren – ein neuer anti-inflammatorischer Wirkmechanismen des pflanzlichen Arzneimittels STW 5

K Nieber 1, S Michael 2, U Voß 1, D Weiser 3, O Kelber 3
  • 1Universität Leipzig, Institut für Pharmazie, Leipzig, Germany
  • 2Löwen-Apotheke, Waldheim, Germany
  • 3Steigerwald Arzneimittelwerk GmbH, Wissenschaftliche Abteilung, Darmstadt, Germany

Funktionelle gastrointestinale Erkrankungen sind eine therapeutische Herausforderung, da sie durch eine Vielzahl an Symptomen charakterisiert sind. Das Phytopharmakon STW 5 (Iberogast®) wirkt nicht nur spasmolytisch, sondern hat weitere Wirkqualitäten die für die klinische Wirksamkeit des Präparates bei gastrointestinalen Störungen verantwortlich sind. Ausgehend von Befunden, dass das Nukleosid Adenosin bei Entzündungsprozessen komplexe modulatorische Funktionen besitzt, wurden an einem in vitro-Modell für entzündliche Darmerkrankungen durch pharmakologische, histologische und molekularbiologische Untersuchungen die Wirkung selektiver Adenosin-Rezeptorliganden untersucht. Es wurde geprüft, ob an der entzündungshemmenden Wirkung von STW 5 Adenosinrezeptoren beteiligt sind. Als funktioneller Parameter diente die isometischen Kontraktion an isolierten Ileumpräpartaten der Ratte. Für die histologischen Untersuchungen kam die Färbung nach Van Gieson zur Anwendung. Die molekularbiologischen Untersuchungen erfolgten mittels Reverser Transkriptase und anschließender Polymerasekettenreaktion. Die Entzündung wurde durch Vorinkubation der Präparate mit 2,4,6-Trinitrobenzensulfonsäure (TNBS, 0,01M) induziert.

Der A2A Agonist CGS 21680 normalisierte die durch TNBS erhöhte Genexpression von TNFα und kompensierte teilweise die funktionellen und strukturellen Veränderungen der Entzündung. Rezeptorbindungsstudien belegten eine Affinität von STW 5 zum Adenosin A2A Rezeptor. STW 5 (512µg/ml) normalisierte die durch TNBS-verminderte mRNA des A2A Rezeptors und reduzierte durch Aktivierung dieses Rezeptors die TNFα-Freisetzung an LPS-stimulierten humanen Monozyten. Die Beteiligung des A2A Rezeptors wurde bestätig, da in Gegenwart des A2A Antagonisten CSC (0,2µM) die protektive Wirkung von STW 5 (512µg/ml) auf die TNBS-induzierte Schädigung der ACh-Kontraktion nicht nachweisbar war. Die Untersuchungen sprechen dafür, dass die Aktivierung von A2A Rezeptoren durch STW 5 ein neuer therapeutischer Ansatz zur Vermeidung morphologischer Schäden und zur Wiederherstellung der gestörten Motilität bei entzündlichen Darmerkrankungen ist. Dieser Wirkmechanismus trägt zur Aufklärung der Multi-Target-Wirkung des Phytopharmakons STW 5 bei gastrointestinalen entzündlichen Störungen bei.