Z Gastroenterol 2011; 49 - P133
DOI: 10.1055/s-0031-1285405

„Tail Pinch„ (TP) ist ein Modell für akute, nicht aber für chronische Stress-induzierte Nahrungsaufnahme bei Ratten

A Stengel 1, 2, M Goebel-Stengel 2, 3, L Wang 2, E Hu 2, P Kobelt 1, Y Taché 2
  • 1Charité-Universitätsmedizin Berlin, Campus Mitte, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Psychosomatik, Berlin, Germany
  • 2David Geffen School of Medicine, UCLA and VA Greater Los Angeles Healthcare System, CURE, Digestive Diseases Research Center for Neurobiology of Stress, Digestive Diseases Division, Department of Medicine, Los Angeles, United States
  • 3Martin-Luther Krankenhaus, Institut für Neurogastroenterologie, Abteilung für Innere Medizin, Berlin, Germany

Akuter TP stimuliert Nahrungsaufnahme (NA) bei Ratten über Opioid-Mediationswege. Die chronischen Effekte sind unbekannt.

Ziel: Ein Modell für akute und chronische Stress-induzierte NA zu entwickeln und involvierte Mechanismen zu identifizieren.

Methode: Ad libitum gefütterte, männliche Sprague-Dawley Ratten (280–320g) wurden akut (5min) oder chronisch (5min/d, 14d) mittels Klammer am Schwanz gestresst und die NA erfasst.

Ergebnisse: Akuter TP steigerte die 5-min NA im Vergleich zu ungestörten Kontrollen (1,01±0,29 vs. 0,03±0,01g/300g, P<0,05). Dieser Effekt war signifikant reduziert durch Naloxon (-46%, 5mg/kg i.p.), NPY Y1 Rezeptorantagonist (-76%; 30µg/Ratte, i.z.v.), unverändert durch einen Somatostatin 2 Rezeptor (sst2)-Antagonisten (1µg/Ratte, i.z.v.) und nicht-signifikant erhöht durch den CRF Rezeptor 1 und 2-Antagonisten Astressin-B (+42%, P=0,14; 30µg/Ratte, i.z.v.). Direkt nach TP waren Acyl-Ghrelin (+41%) und ACTH (+37%) nicht-signifikant erhöht, während Blutglukose signifikant anstieg (P<0,01). Die Anzahl Fos positiver Neurone war im parvizellulären Paraventrikulären Nukleus (pPVN) und N. Arkuatus (Ark) 90min nach TP erhöht. Im pPVN waren 39% der Fos-Neurone auch CRF positiv. Nach chronischem TP war die 5-min NA über die ersten 5d am höchsten und an den letzten 5d reduziert (-50%, P<0,001). Die Ausscheidung fäkaler Pellets war über die letzten 5d am höchsten im Vergleich zu Tag 1–5 (+58%, P<0,05) was zu einer negativen Korrelation zwischen NA und Pelletausscheidung führte (r=-0,55, P<0,05). Ratten, die wiederholt TP erhielten, hatten eine geringere 14-d NA (-4%, P<0,05) und einen kleineren Anstieg des Körpergewichts (-22%, P<0,05) verbunden mit geringerer Zunahme von Fettgewebe (-99%) und Magermasse (-25%) im Vergleich zu Kontrollen (P<0,05).

Schlussfolgerung: Akuter TP steigert die NA über neurale Mechanismen welche NPY Y1→opioiderge Mediationswege im Ark beinhalten. Das zentrale CRF-Mediationssystem könnte nach chronischem TP vorherrschen und die Reduktion der NA, die verringerte Zunahme des Körpergewichts sowie die erhöhte Defäkation erklären. TP ist ein geeignetes Modell für akute Stress-induzierte NA, während die wiederholte Exposition zu einer verminderten Zunahme des Fettgewebes, wie bei anderen Stressoren beobachtet, führt.