Ziel: Infektionen mit Herpesviren wie Cytomegalie Virus (CMV) spielen eine wichtige Rolle
bei der Pathogenese und Exazerbation von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen
(CED). Aktuell fehlen jedoch valide Daten zur Prävalenz von CMV Infektionen bei CED-Patienten,
zumal wenig über die immunologische und infektiologische Relevanz eines positiven
serologischen oder immunhistochemischen Virusnachweises bekannt ist. In dieser Studie
wurde bei CED-Patienten die antivirale Effektor-T-Zell Reaktivität gegenüber immundominanten
CMV-Epitopen als Ausdruck einer aktiven Immunantwort gemessen.
Methoden: Von 32 CED Patienten sowie 15 gesunden Kontrollpersonen wurden PBMC aus EDTA-Blut
isoliert. Die antigenspezifische Sekretion von Interferon-g (IFN-g), Granzym B (GzB)
und Perforin (PFN) wurde mittels ex vivo ELISPOT Assay gemessen. Dabei wurden immundominante
Peptide von CMV als Antigen verwendet und die Frequenz von antigen-spezifischen T-Zellen
(GzB und PFN positive Zellen) bestimmt und mit Erkrankungs- und Therapieparametern
korreliert.
Ergebnisse: CMV-reaktive T-Zellen von gesunden Kontrollpersonen produzieren IFN-g innerhalb von
24h nach Antigenkontakt, jedoch kein GzB oder PFN. Dagegen induzierten die CMV-Peptide
eine zusätzliche GzB- oder PFN-Sekretion direkt ex vivo bei 12 CED-Patienten. Die
Präsenz von im Blut zirkulierenden antiviralen Effektor-Memory Zellen weist auf eine
erhöhte Prävalenz von CMV-Infektionen in dieser Patientenpopulation im Vergleich zur
gesunden Kontrollpopulation hin (p<0,05). Dabei war der Nachweis von GzB- und PFN-produzierenden
Zellen mit einem akuten Erkrankungsschub assoziiert (75% der GzB/PFN positiven CED
Patienten). Die positiv getesteten Patienten waren zum Testzeitpunkt CMV-PCR negativ.
Ebenso wenig bestand eine Korrelation mit einer aktuellen oder stattgehabten Therapie
mit Azathioprin.
Schlussfolgerung: Unsere Daten unterstreichen die immunologische Bedeutung von CMV-Infektionen bei
CED. Die Messung der GzB- und PFN-Sekretion im ELISPOT Assay erlaubt dabei die Identifikation
einer aktiv stattfindenden T-Zell Immunantwort und kann helfen, die Prävalenz und
pathogenetische Relevanz von opportunistischen Virusinfektionen wie CMV zu bestimmen
und so zu einer optimierten individualisierten Therapie zu gelangen.