Z Gastroenterol 2011; 49 - P076
DOI: 10.1055/s-0031-1285348

Endosonographische Evaluation der Entzündungsaktivität des Sigmas bei Patienten mit Morbus Crohn im Vergleich zu unspezifischer Colitis und gesunden Kontrollen – eine prospektive, verblindete, vergleichende Studie

M Ellrichmann 1, P Wietzke-Braun 1, J Bethge 1, S Nikolaus 1, T Kühbacher 1, L Wintermeyer 2, A Arlt 1, P Sergeev 1, S Schreiber 1, A Fritscher-Ravens 1
  • 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Medizinische Klinik 1, Kiel, Germany
  • 2Praxis für Gastroenterologie, Kiel, Germany

Einleitung: Bisher war die Diagnostik eines Morbus Crohn (MC) auf eine makroskopische Beurteilung der Mukosaoberfläche beschränkt. Erst durch eine Endosonografie (EUS) ist eine Differenzierung der Wandschichten möglich, jedoch bisher nur für das Rektum mit starren Sonden zugelassen. Ziel dieser Studie war es, die Wandschichten im Sigma bei Patienten mit MC, infektiöser Colitis (IC) und gesunden Kontrollen (HC) endosonographisch zu differenzieren und eine entzündliche Aktivität zu quantifizieren.

Methodik: Bei 37 Patienten mit MC (akuter MC (aMC) n=19; MC in Remission (rMC) n=18);13 Patienten mit IC und 50 HC erfolgte mit einem radiären Echoendoskop (Pentax) eine Bestimmung der Mukosa-/Submukosa- und Gesamtwanddicke des Sigma und der Nachweis parakolischer Lymphknoten. Die Untersucher waren geblindet zur Erkrankung und Entzündungsaktivität. Die Daten wurden mit makroskopischen Befunden nach SES-CD-Score und C-reaktivem Protein (CRP) bei MC korreliert.

Ergebnisse: Die Gesamtwanddicke (TWT) bei HC und rMC zeigte mit 1,8±0,04mm bzw. 1,7±0,09mm keine signifikante Unterschiede. Bei aMC ließ sich eine signifikant verbreiterte TWT von 2,8±0,27mm und bei IC von 4,3±0,49mm (p<0,0001 zu HC). Die TWT von aMC und IC differierte nicht (p>0,05). Patienten mit IC wiesen eine signifikante Verdickung der Mukosa im Vergleich zum aMC auf (MukosaIC=2,7±0,24mm; MukosaaMC=1,3±0,17mm; p<0,001). Bei aMC zeigt sich eine signifikante Verdickung der Submukosa gegenüber IC (SubmukosaaMC=2,0±0,22mm; SubmukosaIC=1,3±0,14mm; p<0,001). Parakolische Lymphknoten fanden sich bei 73,7% (14/19) der Patienten mit aMC aber in keiner anderen Gruppe. Der SES-CD-Score korrelierte hochsignifikant mit der TWT (p<0,0001; r=0,75). Mit den Kriterien TWT, Mukosa/Submukosa-Dicke, parakolische Lymphknoten wurde eine Sensitivität der EUS von 92% für die Differenzierung zwischen aMC und IC erreicht.

Diskussion: Eine verbreiterte TWT im Sigma hat einen hohen prädikitiven Werte für das Vorliegen eines aMC und einer IC. Zusätzlich kann eine EUS zuverlässig zwischen aMC und IC differenzieren, wenn die genannten Kriterien bewertet werden. Bei Patienten mit aMC lässt sich durch eine EUS des Sigma die Entzündungsaktivität der Erkrankung quantifizieren und ggf. ein Therapieerfolg frühzeitig nachweisen.