Z Gastroenterol 2011; 49 - P041
DOI: 10.1055/s-0031-1285313

Endoskopisches Management von Patienten mit hyperplastischem Polyposis-Syndrom: Eine prospektive unizentrische Fallserie

I Messer 1, G Mayer 1, A Tannapfel 2, C Ell 1, J Pohl 1
  • 1HSK Wiesbaden, Gastroenterologie, Wiesbaden, Germany
  • 2Universität Bochum, Institut für Pathologie, Bochum, Germany

Einleitung: Kolorektale Karzinome können nicht nur über den „Adenom-Karzinom-Pathway„, sondern auch über den sog. „serratierten Pathway„ entstehen. Ein besonders hohes Risiko der KRK aus serratierten Läsionen (bis 60% Lebenszeitrisiko) haben Patienten mit dem genetisch fixierten hyperplastischen Polyposis-Syndrom (HPS). Es gibt bislang keine prospektiv kontrollierten Studien, die das Management dieser Erkrankung untersuchen.

Ziele: Untersuchung der klinischen Effizienz und Sicherheit des endoskopischen Managements von HPS-Patienten im Langzeitverlauf

Methodik: Von 03/2009 bis 02/2011 wurde bei 14 Patienten die Diagnose eines HPS gestellt. Diesen Patienten wurde die Betreuung in einem prospektiv dokumentierten standardisierten Therapie- und Überwachungsprogramm angeboten. In der Index-Koloskopie wurde Anzahl und Größe aller Läsionen dokumentiert. In der Therapiephase wurden in 3-Monatsintervallen alle Läsionen >5mm (von proximal nach distal) abgetragen. Nach Komplettierung der Resektionen erfolgte eine jährliche Koloskopie mit Panchromoendoskopie.

Ergebnis: 12/14 Patienten (8Männer, 4 Frauen, mittleres Alter 53 Jahre) mit neu diagnostiziertem HPS -Syndrom nahmen das Angebot der standardisierten Betreuung an. 10 dieser Patienten wurden zur Abtragung vordiagnostizierter Läsionen vorgestellt, die Diagnose eines HPS war aber nur bei einem der Patienten in einer auswärtigen Koloskopie gestellt worden. 4/10 Patienten hatten eine pos. Familienanamnese für das KRK, bei einem Patienten lag zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bereits ein KRK vor. Die mittlere Anzahl der Kolon-Läsionen >5mm bei Erstvorstellung lag bei 19,17±18,23 (2–50). Insgesamt wurden 171 Läsionen >5mm reseziert (148 hyperplastische Läsionen, 7 serratierte Adenome, 16 Adenome mit LGIN). Diese Läsionen hatten ausnahmslos eine flache Wuchsform (Paris-Klassifikation Typ IIa/IIb) und waren zum Großteil (44%) im rechten Hemikolon lokalisiert

Schlussfolgerung: Das HPS-Syndrom ist eine, wahrscheinlich durch Unkenntnis des erst kürzlich definierten Syndroms und die flache Wuchsform der Läsionen bedingt, erheblich unterdiagnostiziertes Polyposis-Syndrom. Eine engmaschige standardisierte koloskopische Überwachung scheint möglich und gerechtfertigt.