Einleitung und Ziel der Studie: Endocannabinoide, die natürlichen Liganden der Cannabinoidrezeptoren spielen eine
wichtige Rolle bei der Regulation von Entzündungsvorgängen und entfalten ihre Wirkung
via entsprechenden Rezeptoren (CB1, CB2). Die Rolle der Endocannabinoide im Gastrointestinaltrakt,
insbesondere die Beteiligung an der Protektion der Magenschleimhaut, ist wenig bekannt.
Das Ziel dieser Studie war es, die Wirkung eines CB1-Agonisten (Anandamid) auf akute,
stress-induzierte Läsionen im Magen zu untersuchen.
Methodik: Bei Wistar-Ratten untersuchten wir den Effekt der Vorbehandlung mit Anandamid (10–200µg/kg
i.p.) auf akute Magenschleimhautläsionen, induziert durch Stressexposition (Wasser/Immersionsstress
für 3,5 Std). Die Fläche der Läsionen wurde mittels Planimetrie und die Veränderungen
der Schleimhautdurchblutung mittels H2 gas clearance-Methode gemessen. Die Synthese
von Prostaglandin E2 (PGE2) in der Magenschleimhaut und die Konzentration von NO wurde mit RIA bzw. der Griess-Methode
entsprechend gemessen. Die Expression von mRNA für β-actin, iNOS, Ghrelin, COX-2,
CB1 wurde mittels RT-PCR analysiert. Schließlich wurde die SOD-Aktivität und MDA-Konzentration
als Marker für den oxidativen Stress in der Magenschleimhaut gemessen.
Resultate: Die Stressexposition führte zur Entstehung von akuten Magenschleimhautläsionen. Die
Vorbehandlung mit Anandamid führte dosisabhängig zu einer Reduktion der stressinduzierten
gastralen Läsionen. Der protektive Effekt von Anandamid wurde begleitet von einem
signifikanten Anstieg der PGE2-Konzentration in der Magenschleimhaut und des luminalen
NO sowie einem verstärkten gastralen Blutfluss. Anandamid führte außerdem zu einem
signifikanten Anstieg der mukosalen mRNA-Expression von COX-2, iNOS und Ghrelin sowie
zu einer signifikanten Reduktion der SOD-Aktivität und MDA-Konzentration in der Magenschleimhaut.
Schlussfolgerung:
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Peripher appliziertes Anandamid zeigt eine potente gastroprotektive Wirkung, die über
verstärkte NO Freisetzung und erhöhte lokale PGE2-Synthese in der Magenschleimhaut
vermittelt wird;
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Anandamid stimuliert die gastrale Expression von Ghrelin und zeigt eine potente antioxidative
Wirkung;
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Das Endocannabinoidsystem ist an der Protektion der Magenschleimhaut vor Noxen beteiligt.