Z Gastroenterol 2011; 49 - P001
DOI: 10.1055/s-0031-1285273

Gastroprotektive Effekte von Anandamid – Einfluss auf Stickstoffmonoxid (NO), Prostaglandin E2 und Ghrelin

PC Konturek 1, G Burnat 1, SJ Konturek 2, S Heymann 3, T Brzozowski 2
  • 1Thüringen-Klinik, Medizinische Klinik, Saalfeld, Germany
  • 2Jagiellonien Universität Krakau, Institut für Physiologie, Krakau, Poland
  • 3Thüringen-Klinik Saalfeld, Akademisches Lehrkrankenhaus der Univ. Jena, Medizinische Klinik, Saalfeld, Germany

Einleitung und Ziel der Studie: Endocannabinoide, die natürlichen Liganden der Cannabinoidrezeptoren spielen eine wichtige Rolle bei der Regulation von Entzündungsvorgängen und entfalten ihre Wirkung via entsprechenden Rezeptoren (CB1, CB2). Die Rolle der Endocannabinoide im Gastrointestinaltrakt, insbesondere die Beteiligung an der Protektion der Magenschleimhaut, ist wenig bekannt. Das Ziel dieser Studie war es, die Wirkung eines CB1-Agonisten (Anandamid) auf akute, stress-induzierte Läsionen im Magen zu untersuchen.

Methodik: Bei Wistar-Ratten untersuchten wir den Effekt der Vorbehandlung mit Anandamid (10–200µg/kg i.p.) auf akute Magenschleimhautläsionen, induziert durch Stressexposition (Wasser/Immersionsstress für 3,5 Std). Die Fläche der Läsionen wurde mittels Planimetrie und die Veränderungen der Schleimhautdurchblutung mittels H2 gas clearance-Methode gemessen. Die Synthese von Prostaglandin E2 (PGE2) in der Magenschleimhaut und die Konzentration von NO wurde mit RIA bzw. der Griess-Methode entsprechend gemessen. Die Expression von mRNA für β-actin, iNOS, Ghrelin, COX-2, CB1 wurde mittels RT-PCR analysiert. Schließlich wurde die SOD-Aktivität und MDA-Konzentration als Marker für den oxidativen Stress in der Magenschleimhaut gemessen.

Resultate: Die Stressexposition führte zur Entstehung von akuten Magenschleimhautläsionen. Die Vorbehandlung mit Anandamid führte dosisabhängig zu einer Reduktion der stressinduzierten gastralen Läsionen. Der protektive Effekt von Anandamid wurde begleitet von einem signifikanten Anstieg der PGE2-Konzentration in der Magenschleimhaut und des luminalen NO sowie einem verstärkten gastralen Blutfluss. Anandamid führte außerdem zu einem signifikanten Anstieg der mukosalen mRNA-Expression von COX-2, iNOS und Ghrelin sowie zu einer signifikanten Reduktion der SOD-Aktivität und MDA-Konzentration in der Magenschleimhaut.

Schlussfolgerung:

  • Peripher appliziertes Anandamid zeigt eine potente gastroprotektive Wirkung, die über verstärkte NO Freisetzung und erhöhte lokale PGE2-Synthese in der Magenschleimhaut vermittelt wird;

  • Anandamid stimuliert die gastrale Expression von Ghrelin und zeigt eine potente antioxidative Wirkung;

  • Das Endocannabinoidsystem ist an der Protektion der Magenschleimhaut vor Noxen beteiligt.