Z Gastroenterol 2011; 49 - V136
DOI: 10.1055/s-0031-1285272

Spektrum und Komplikationen sonographisch gesteuerter Leberpunktionen

A Lindner 1, M Begemann 1, F Ertl 2, M Frieser 1, T Bernatik 1, D Strobel 1
  • 1Medizinische Klinik 1, Universitätsklinikum Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Germany
  • 2Juraklinik Scheßlitz, Scheßlitz, Germany

Hintergrund und Ziele: In einer retrospektive Studie sollte das Komplikations- und Indikationsspektrum sonographisch gesteuerten diagnostischer und therapeutischer Leberpunktionen untersucht werden.

Methoden: Untersucht wurden Daten von Patienten, die von 1999–2008 an der Medizinischen Klinik 1 des Universitätsklinikum Erlangen perkutan sonographisch gesteuert an der Leber punktiert wurden. Die Auswertung der Daten erfolgte mit SPSS, als statistische Tests zur Signifikanzanalyse wurde der Exakte Test nach Fisher sowie den Chi-Quadrat-Test verwendet.

Ergebnisse: Bei 2639 Patienten wurden 1588 Parenchympunktionen (60,2%) sowie 767 diagnostische (29%), und 284 therapeutische (10,8%) Punktionen fokaler Leberläsionen durchgeführt. Die häufigsten histologische Diagnosen der Parenchympunktionen waren Steatosis hepatis (n=769), Hepatitis C (n=683) und Zirrhose (n=531; Mehrfachnennungen möglich). Bei den malignen Leberraumforderungen (n=544) kamen Metastasen (n=339) und hepatozelluläre Karzinome (n=181) am häufigsten vor. Bei benignen Läsionen (n=223) war das Spektrum der Histologien sehr breit, am häufigsten wurden FNH (n=36), Hämangiome (n=26) und fokale Fokale Mehr- oder Minderverfettungen (n=25) punktiert. Hierbei zeigte sich eine Abnahme der Punktionen benigner Läsionen von 2005–2008 im Vergleich mit 1999–2004.

Für die Punktionen wurden zu 96,4% Grobnadeln (>1mm) verwendet, am häufigsten 18G (1,3mm, 84,5% aller Punktionen). Feinnadeln wurden für insgesamt 95 Eingriffen (3,6%) eingesetzt. Es kam bei sechs Patienten zu einer transfusionsbedürftigen Blutung (0,23%), bei drei von sechs Patienten lagen Risikofaktoren vor (Leberzirrhose mit Gerinnungsstörung). Es trat im Untersuchungszeitraum kein Todesfall auf. Ein Zusammenhang zwischen Nadelstärke und Blutungswahrscheinlichkeit konnte nicht nachgewiesen werden. Ein Anteil von 11,7% aller Patienten hatte postinterventionell Schmerzen.

Schlussfolgerung: Sonographisch gesteuerte Interventionen sind ein sicheres und schonendes Verfahren. Patienteneigene Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen. Die Verwendung von Grobnadeln zur Gewinnung von Leberbiopsien birgt an sich kein höheres Risiko für Komplikationen als bisher für Feinnadelpunktionen beschrieben.