Z Gastroenterol 2011; 49 - V119
DOI: 10.1055/s-0031-1285255

Erlaubt die Koloskopie in Wasser-Technik einen Verzicht auf Sedierung? Eine prospektive, randomisierte Studie

J Pohl 1, G Mayer 1, C Ell 1
  • 1Dr. Horst-Schmidt Kliniken, Wiesbaden, Germany

Hintergrund: Der Vorschub des Koloskops wird meist als schmerzhaft empfunden, so dass ein Großteil der Patienten eine Sedierung während der Vorsorgekoloskopie einfordert. Mehrere Studien deuten darauf hin, dass die Distension des Darmlumens durch Infusion von warmem Wasser im Vergleich zur Standardtechnik mit Insufflation von Luft den Patientenkomfort erhöht und eine Koloskopie ohne Sedierung ermöglicht.

Hypothese: Bei der Vorsorgekoloskopie ambulanter Patienten, die nur bei Bedarf eine Sedation bekommen, erlaubt die Wasser-Technik eine höhere Rate Sedierungs-freier Koloskopien

Primärer Endpunkt: Anteil der Patienten, bei denen das Zökum ohne Sedierung erreicht wird.

Patienten und Methoden: Patienten zur Vorsorgekoloskopie wurden in eine Wasser- und eine Kontrollgruppe randomisiert. Die Koloskopie wurde ohne Sedierung begonnen. In der Kontroll-Gruppe wurde während des Vorschubs Luft nach Bedarf insuffliert. In der Wasser-Gruppe wurde die Luftzufuhr abgeschaltet und das Lumen durch Applikation von warmem Wasser (37°C) distendiert. Bei signifikanten Schmerzen (Schmerz-Score >2 auf einer Skala 0=keine, 10=maximale Schmerzen) wurde den Patienten eine Schmerzmedikation angeboten.

Ergebnisse: Während der 6-monatigen Studienperiode wurde 204 Patienten eine unsedierte Koloskopie mit Sedation bei Bedarf angeboten und 116 Patienten (56,9%) nach Einverständnis in die Wasser- (n=58) oder Standard-Gruppe (n=58) randomisiert.

Die Wasser-Koloskopie erlaubte signifikant häufiger eine unsedierte Koloskopie (74,1 vs. 62,1%; p=0,003). Allerdings wurden signifikant mehr Untersuchungen wegen Verschmutzung und schlechter Sichtbedinungen abgebrochen als in der Standardtechnik (17,2% vs. 3,5%; p=0,03). Alle wegen schlechter Sicht abgebrochenen Koloskopien in der Wasser-Gruppe konnten nach Luftgabe problemlos komplettiert werden. Die Vorschubszeit bis zum Erreichen des Zökums war in der Wasser-Gruppe (8,1±2,99min) signifikant länger als in der Luft-Gruppe (6,18±3,44) (p=0,01).

Schlussfolgerung: Die Wasser-Technik führt zu einer signifikanten Schmerzreduktion und erlaubt im Vergleich zur Standardtechnik häufiger den Verzicht auf Sedierung. Sie beansprucht aber auch mehr Zeit und der Vorschub wird durch Restverschmutzung stärker beeinträchtigt.