Z Gastroenterol 2011; 49 - V97
DOI: 10.1055/s-0031-1285233

Das „Blumgart-Prinzip„: Reduktion der Fistelrate auch bei Pankreaslinksresektion

A Kleespies 1, F Löhe 2, PN Khalil 3, MM Loewenthal 1, KW Jauch 1, CJ Bruns 1, MK Angele 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Chirurgie, Klinikum der Universität München – Grosshadern, München, Germany
  • 2Chirurgische Klinik I, Klinikum Landshut, Landshut, Germany
  • 3Klinik und Poliklinik für Chirurgie, Klinikum der Universität München – Innenstadt, München, Germany

Einleitung: Pankreasfisteln gehören zu den häufigsten Komplikationen nach Pankreaslinksresektion. Unterschiedliche Verschlusstechniken des Pankreasstumpfes werden aktuell diskutiert. Die meißten Nahttechniken sind durch tangentiale Scherkräfte auf Kapsel und Parenchym gekennzeichnet. Bei der Klammernaht kommt es hingegen zur Gewebequetschung und -zerreißung im Randbereich des Staplers. Für die partielle Duodenopankreatektomie konnten wir bereits eine signifikante Reduktion der Fistelrate durch Verwendung transpankreatischer U-Nähte nach Blumgart aufzeigen.

Ziele: Dieses Prinzip wurde nun unter Verwendung von patches für die Pankreaslinksresektion weiterentwickelt und prospektiv evaluiert.

Methodik: Verwendet wurden Maxon Fäden (4/0) und Ethisorb-patches (0,5–0,7×5cm) als ventro-dorsales Widerlager. Die Gewebedurchtrennung erfolgte mit dem Skalpell. Nach separatem Verschluss des Pankreasgangs (5/0) erfolgte die Stichführung mittels 5 transpankreatischer U-Nähte unter Einschluss des Pankreasgangs in der mittleren Naht. Daten von 20 Patienten (2007–2010) waren auswertbar. Die Analyse der perioperativen Daten erfolgte anhand einer prospektiven Datenbank. Zur Analyse der Pankreasfistelrate wurde die ISGPF Klassifikation herangezogen.

Ergebnisse: Bei ausgeglichener Geschlechtsverteilung und einem mittleren Alter von 54,1 Jahren betrug der BMI 26,9kg/m2. In 70% der Fälle wurde eine multiviszerale Resektion durchgeführt und in 80% eine synchrone Splenektomie. Die Operation erfolgte in 70% aufgrund einer malignen Erkrankung und in 20% der Fälle aufgrund einer primären Pankreasneoplasie. Die mediane Operationszeit und der Krankenhausaufenthalt betrugen 182min. bzw. 17 Tage. Die postoperative Komplikationsrate betrug 30%, inklusive einer nicht-Fistel-assoziierten Nachblutung mit Todesfolge. Revisionsoperationen wurden nicht durchgeführt. Klinisch unproblematische Pankreasfisteln (Grad-A und -B) wurden bei 2 Patienten (10%) beobachtet. Grad-C Fisteln traten nicht auf.

Schlussfolgerung: Der Parenchymverschluss mittels transpankreatischer U-Nähte und patches führt zu einer vergleichsweise geringen Rate an Pankreasfisteln. Neben einer Scherkraft-freien Stichtechnik könnte hierfür eine gleichmäßig verteilte ventro-dorsale Kompression der Drüse verantwortlich sein.