Z Gastroenterol 2011; 49 - V65
DOI: 10.1055/s-0031-1285201

Pankreatogastrostomie versus Pankreatojejunostomie im Kurz- und Langzeitverlauf bei der Operation nach Whipple

J Emmel 1, KP Thon 1, W Lamadé 1
  • 1Robert Bosch Krankenhaus, Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Stuttgart, Germany

Einleitung: Die verwendeten Rekonstruktionsverfahren nach partieller Pankreatoduodenektomie sind weiterhin Gegenstand der Diskussion. Neben der klassischen Pankreatojejunostomie kommt vor allem bei zarten Pankreata die Pankreatogastrostomie zur Anwendung. Neuere Arbeiten zeigen, dass bei diesen Patienten gehäuft Magenentleerungsstörungen sowie intraluminale Blutungen und im Langzeitverlauf infolge einer Stenosierung der Ductus wirsungianus-Mündung rezidivierende Pankreatitiden vorkommen.

Material und Methoden: In den Jahren 2004–2010 wurden in unserem Zentrum 185 Patienten am Pankreas operiert, 91 allein mittels partieller Pankreatoduodenektomie, wobei bei zartem (C1) Pankreas eine Pankreatogastrostomie (n=42), bei fibrotischem (C2) bis sklerotischem (C3) Pankreas eine Pankreatojejunostomie (n=49) vorgenommen wurde (Gewebe-Klassifikation: C1– zart, C2– fibrotisch, C3– sklerotisch). Morbidität und Mortalität wurden gemäß des Clavien's Classification Score (Grad 1–5) bemessen. Zudem wurde im Follow-up das Pankreasgewebe mittels MRT/CT sowie bei Pankreatogastrostomie der Ductus wirsungianus zusätzlich mittels Gastroskopie beurteilt.

Ergebnisse: Die Pankreatogastrostomie war bezüglich Fistelbildung (0 vs. 5) (p=0,01), Schnitt-Naht-Zeit (p=0,019), Re-Operationsrate (p=0,027), intraoperativer Erythrozytenkonzentrat-Gabe (p=0,0009) sowie intensivpflichtiger Komplikationen (p=0,011) signifikant der Pankreatojejunostomie überlegen. Deutlich geringer waren zudem Letalität (0 vs. 4) und poststationärer Aufenthalt (18 vs. 22d). Schwerwiegendere Komplikationen von Grad 4–5 traten bei der Pankreatogastrostomie nicht auf. Intraluminale Blutungen traten bei 4,7% (2/42), Magenentlerungsstörungen bei 11,9% (5/42) auf. In nur 2,35% (1/42) konnte eine interventionsbedürftige Stenose des Ductus wirsungianus verifiziert werden.

Schlussfolgerung: Mit Blick auf OP-Dauer, Re-OP-Rate, intraop. Blutungsbereitschaft sowie postop. Komplikationsrate und Letalität scheint bei weichen (73,8%) und fibrosierten (26,2%) Pankreata die Pankreatogastrostomie der Pankreatojejunostomie überlegen zu sein. Die Komplikationen im Kurz- und Langzeitaufenthalt treten selten auf. Somit zeigt sich sowohl bei weichen als auch bei fibrosierten Pankreata eine Überlegenheit der Pankreatogastrostomie.