Z Gastroenterol 2011; 49 - V64
DOI: 10.1055/s-0031-1285200

Bei Patienten mit einem MELD-Score ≥30 verkürzt eine intensivierte Proteinsubstitution nach Lebertransplantation die Verweildauer auf der Intensivstation und die Gesamthospitalisierungszeit signifikant

M Quante 1, C Benckert 1, A Thelen 1, T Berg 2, S Laudi 3, U Kaisers 3, S Jonas 1
  • 1Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Leipzig, Germany
  • 2Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Gastroenterolgie und Rheumatologie, Sektion Hepatologie, Leipzig, Germany
  • 3Universitätsklinikum Leipzig, Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Leipzig, Germany

Hintergrund: Seit der Einführung der MELD-Allokation stellt das hepatorenale Syndrom bei Patienten mit einem MELD-Score >30 Punkten eine fast schon obligate Krankheitskomponente dar, deren Behandlung durch Proteinsubstitution aber zunehmend umstritten ist. Ziel der retrospektiven Analyse war es, den Einfluss der Proteinsubstitution auf den postoperativen Verlauf nach Lebertransplantation (LTX) bei High-MELD-Empfängern (>30 Punkte) zu untersuchen.

Patienten und Methoden: 63 Patienten mit einem MELD-Wert ≥30 wurden vom 16.12.2006–31.12.2010 an unserem Zentrum transplantiert. Innerhalb unseres Gesamtkollektives haben wir eine Patientengruppe mit intensivierter Proteinsubstitution (n=36) und eine Kontrollgruppe (n=27) hinsichtlich Morbidität, Letalität und Liegedauern verglichen. Die Substitutionsrate von Proteinprodukten (1 Substitutionseinheit=100ml Albumin 20% oder 1 FFP) wurde folgendermaßen definiert: ITS-Aufenthalt (d)/Proteinprodukte (Anzahl der Substitutionseinheiten). In der Gruppe mit intensivierter Proteinsubstituion wurde mindestens alle 2 Tage Protein substituiert (d.h. Substitutionsquotient ≤2).

Ergebnisse: Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich Empfänger- und Spenderalter, MELD, Kreatinin, kalkulierte GFR sowie Albumin und Gesamtprotein bei Aufnahme auf die Intensivstation. Die Proteingaben im ITS-Verlauf unterschieden sich signifikant (31,1 intensivierte Proteingruppe vs. 10,4 Kontrollgruppe; p=0,006). Bei Verlegung auf die Normalstation zeigte sich ein signifikant erhöhtes Serum-Albumin in der intensivierten Proteingruppe (27g/l vs. 23,1g/l; p=0,01), die GFR stieg im Rahmen des ITS-Verlaufes um 40% gegenüber 16% in der Kontrollgruppe an (p=0,16). ITS-Verweildauer und Gesamthospitalisierung waren in der intensivierten Proteingruppe jeweils 35% verkürzt (Gesamthospitalisierung 43,7d vs. 66,6d; p=0,014). Das postoperative Überleben innerhalb der Gruppen zeigte keinen Unterschied (kumulatives 1-Jahres-Überleben 75,0% vs. 74,1%, p=0,967)

Schlussfolgerung: Eine intensivierte postoperative Protein-Substitution verkürzt den ITS-Aufenthalt und signifikant die Gesamthospitalisierung nach LTX in der Gruppe der High-MELD-Empfänger (≥30 Punkte). Ein Einfluss auf das postoperative Überleben zeigt sich nicht.