Z Gastroenterol 2011; 49 - V60
DOI: 10.1055/s-0031-1285196

Ursachen, patientenspezifische Risikofaktoren und Sterblichkeit bei Patienten mit gastrointestinalen Blutungen auf einer internistisch-gastroenterologischen Intensivstation im Zeitraum von 1999–2010

L Bündgens 1, A Koch 1, H Dückers 1, J Brünsing 1, J Tischendorf 1, C Trautwein 1, F Tacke 1
  • 1Medizinische Klinik III Universitätsklinikum Aachen, Aachen, Germany

Hintergrund: Gastrointestinale Blutungen stellen aufgrund zunehmend älterer Patienten mit schweren Komorbiditäten und aggressiver antikoagulatorischer bzw. thrombozytenhemmender Therapien ein potentielles Problem für die Intensivmedizin dar. Wichtige Risikofaktoren für Blutungsereignisse sowie prognostische Indikatoren für das Überleben von gastrointestinalen Blutungen sind derzeit für Deutschland unzureichend evaluiert.

Methoden: Retrospektive Analyse aller Patienten (n=614), die von 1999–2010 aufgrund gastrointestinaler Blutungen auf unsere Intensivstation mit 24h-Endoskopie-Bereitschaft aufgenommen wurden. Demographische, klinische und laborchemische Parameter, Komorbiditäten, Begleitmedikation, endoskopische Befunde und Interventionen sowie das primäre Outcome auf Intensivstation wurden erfasst.

Ergebnisse: Von 614 Patienten erlitten 463 (75%) eine obere (OGIB) und 151 (25%) eine untere gastrointestinale Blutung (UGIB), von denen insgesamt 79 Patienten (13%) noch auf der ICU verstarben. Häufigste Ursachen der OGIB waren Ulkusblutungen (n=201, 43%), gefolgt von Varizenblutungen (n=143, 31%). Bei 50 Patienten (11%) trat innerhalb von 7 Tagen eine Reblutung auf. 72 (16%) der Patienten mit einer OGIB verstarben noch auf der Intensivstation. Risikofaktoren für Letalität waren Reblutung (p=0,0125) sowie Varizenblutungen (p<0,0001). Häufigste Ursachen der UGIB waren Divertikelblutungen (n=48, 31,7%), gefolgt von iatrogenen Blutungen (n=17, 11,2%). Nur 7 (5%) der 151 Patienten mit einer UGIB verstarben auf der ICU. 218 Patienten (36%) waren zum Zeitpunkt der Blutung antikoaguliert, während 153 (25%) eine Thrombozytenaggregationshemmung erhielten. Während letztere keinen Einfluss auf die Art der Blutung hatte, war der Anteil der antikoagulierten Patienten unter UGIB höher als unter OGIB (52% vs. 30%; p<0,0001). Eine Plättchenhemmung hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Letalität.

Schlussfolgerung: Während untere gastrointestinale Blutungen im Allgemeinen in einer Intensivstation mit 24h-Endoskopie-Bereitschaft gut beherrschbar sind, stellen obere gastrointestinale Blutungen, gerade im Zusammenhang mit Komorbiditäten wie Leberzirrhose, ein lebensbedrohliches Krankheitsbild dar, dass mit einer erheblichen Sterblichkeit von ca. 16% vergesellschaftet ist.