Z Gastroenterol 2011; 49 - V55
DOI: 10.1055/s-0031-1285191

Echtzeit Erfassung textiler Materialien und Team Bewegungen während chirurgischer Eingriffe durch den Einsatz von Radio- Frequenz- Identifikations- Technologie (RFID): eine präklinische Evaluation

M Kranzfelder 1, 2, D Zywitza 2, A Schneider 2, H Friess 1, H Feussner 1, 2
  • 1Klinikum rechts der Isar Technische Universität München, Chirurgische Klinik und Poliklinik, München, Germany
  • 2Klinikum rechts der Isar Technische Universität München, Forschungsgruppe MITI, München, Germany

Einleitung: Die zunehmende Technisierung im chirurgischen OP ermöglicht die Entwicklung intelligenter Sicherheits- Systeme. Voraussetzung ist eine umfassende Datenakquise, um drohende Risiken zu identifizieren und adäquate Sicherheitsmechanismen einzuleiten. Die Radio-Frequenz-Identifikations-Technologie (RFID) hat das Potential diese Anforderungen zu erfüllen.

Ziele: Entwicklung eines RFID- Erfassungssystems für textile Materialien und Teambewegungen im OP.

Methodik: Textiltracking (in vitro): 3 RFID Antennen (OBID i-scan, Feig Electronic, 13,56MHz) wurden auf (1) Instrumentiertisch, (2) Abwurfeimer und (3) unterhalb des OP- Phantoms (CLA, Coburg) positioniert, 20 Bauchtücher (L&R, Regnsdorf) mit passiven RFID Chips (HT ORION, Datamars, CH) ausgestattet und eine OP mit 30 Bauchtuchwechseln (BT) simuliert (n=5). Am OP Ende wurden n=0–2 BT im Situs zurückgelassen. In vivo (n=5 Schweine OPs, 36×110cm Ringantenne, Siemens Medical Solutions): n=1–10 sterile RFID bestückte BT wurden im Situs verteilt. Die Lokalisationsdarstellung erfolgte in Echtzeit auf einem Monitor. Teamtracking: 3 RFID Antennen (H&S, SPA 2400 RCP, CH) mit Sektor Controllern (Zomofi, CH) wurden an (1) der Eingangstür des OP und bds. (2+3) des OP-Tisches angebracht. Detektionsraten von n=1–6 aktiven RFID Transpondern (ZOMOFI Z-Tag, 2,45 GHz), deren Lokalisation am OP Tisch (re/li), sowie Positionswechsel wurden bestimmt.

Ergebnis: Textiltracking (in vitro): 100% BTwurden zu Beginn der OP erkannt. Detektionsraten verringerten sich auf 33% bei gleichzeitigem Wechsel aller BT. Alle zurückgelassenen BT wurden korrekt erkannt. In vivo: 70–100% BT wurden in Abhängigkeit der Positionierung im Situs erkannt. Teamtracking: Die Detektionsgenauigkeit im OP Saal sowie zu beiden Seiten des OP-Tisches liegt bei 100%. Zeit bis zur Erkennung des Positionswechsel 30–60s. Kein Transponderfehler trat auf.

Schlussfolgerung: Dies ist das erste kombinierte RFID System mit Potential zum Einsatz im OP. Die präklinische Evaluation ergab eine verlässliche Bauchtuchzählung zu Beginn und am Ende der OP. Zurückgelassene BT wurden korrekt erkannt. Das Teamtracking mit RFID ist möglich, Positionswechsel werden erkannt. Detektionsraten müssen allerdings für den Einsatz im chirurgischen OP weiter verbessert werden.