Z Gastroenterol 2011; 49 - V23
DOI: 10.1055/s-0031-1285160

Reanastomosierungen bei Patienten mit Kurzdarmsyndrom: Indikationen und Ergebnisse

M Witte 1, HG Lamprecht 2, M Gregor 2, A Königsrainer 1
  • 1Universität Tübingen, Klinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Tübingen, Germany
  • 2Universität Tübingen, Medizinische Klinik I, Tübingen, Germany

Einleitung: Relaparotomien bei Pat. mit Kurzdarmsyndrom (KDS) sind selten durchgeführte abdominalchirurgische Eingriffe. In der Literatur gibt kaum Daten zu den Indikationen und Risiken dieser oft komplexen Operationen. Wird ein Stoma im Rahmen der Relaparotomie reanastomosiert, stellt sich die Frage, ob die Wiederherstellung der Kontinuität die Darmfunktion verbessert und damit evt. eine total parenterale Ernährung (TPN) entfällt. Die Indikationen und Ergebnisse elektiver Reanastomosierungen bei Patienten mit KDS am Universitätsklinikum Tübingen (UKT) werden vorgestellt.

Methodik: Retrospektive Untersuchung aus der gastroenterologischen Datenbank der Patienten mit KDS des UKT.

Ergebnisse: Insgesamt unterzogen sich 9 Patienten (5Männer, 4 Frauen) mit KDS einer elektiven Relaparotomie mit dem Ziel der Reanastomosierung. Die Ursache des KDS war in 5 Fällen postoperativ, zweimal Mesenterialvenenthrombose und einmal Volvulus. Das mediane Alter lag bei 49,5 Jahren (24–71 Jahre). Im Mittel waren die Patienten siebenmal voroperiert, die Darmlänge war in den meisten Fällen präoperativ nicht bekannt. Der zeitliche Abstand der Relaparotomie zur letzten Operation betrug im Median 8 Monate. Im Mittel war nur 1 Anastomose anzulegen. Die postoperative Restdünndarmlänge betrug im Median 120cm, die Operationsdauer 296min. 2 der 9 Pat. benötigten durch Adaptation des Darmes bereits vor der Reoperation keine TPN mehr. 3 der 7 Pat. wurden durch die Operation TPN unabhängig. 1 Pat. musste aufgrund einer Nachblutung revidiert werden.

Schlussfolgerung: Elektive Relaparotomien bei Pat. mit KDS sind komplexe, lange Operationen. Bei strenger Operationsindikation sind die Komplikationen gering. In ca. 40% der Fälle kann durch eine solche Operation die TPN beendet werden. Eine Relaparotomie mit dem Ziel der Reanastomosierung sollte vor einer potentiellen Darmtransplantation in Erwägung gezogen werden.