Z Gastroenterol 2011; 49 - V15
DOI: 10.1055/s-0031-1285152

Bedeutung der bilobären Verteilung kolorektaler Lebermetastasen für das Überleben nach R0-Resektion in der Ära multimodaler Therapiekonzepte

K Homayounfar 1, A Bleckmann 2, LC Conradi 1, T Sprenger 1, T Beissbarth 3, T Lorf 1, J Meller 4, H Becker 1, T Liersch 1, MB Ghadimi 1
  • 1Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Göttingen, Germany
  • 2Universitätsmedizin Göttingen, Abteilung Hämatologie und Onkologie, Abteilung Medizinische Statistik, Göttingen, Germany
  • 3Universitätsmedizin Göttingen, Abteilung Medizinische Statistik, Göttingen, Germany
  • 4Universitätsmedizin Göttingen, Abteilung Nuklearmedizin, Göttingen, Germany

Einleitung: Bilobäre kolorektale Lebermetastasen (KRKLM) gelten als oftmals nicht resektabel und prognostisch ungünstig selbst wenn eine R0-Resektion erreicht wird. Die Einführung der präoperativen Chemotherapie sowie aggressiver chirurgischer Konzepte mit Pfortaderokklusion beeinflusst die Patientenselektion und möglicherweise auch deren Prognose.

Ziel: Die vorliegende Studie untersucht die Frage, ob das intrahepatische Metastasierungsmuster (bilobär versus unilobar) einen Einfluss auf das progressionsfreie Überleben (PFS) oder das krankheitsbezogene Gesamtüberleben (CSS) in der Ära multimodaler Therapiekonzepte hat.

Methodik: Von 01/2001 bis 12/2010 wurde bei 170 Patienten mit KRKLM (70x bilobär, 100x unilobär) eine R0-Resektion aller KRKLM erreicht. Klinisch-pathologische Daten zu Ausmaß der Lebermetastasierung, onkologische Therapie, histopathologischer Aufarbeitung sowie PFS und CSS wurden zwischen den Studiengruppen verglichen.

Ergebnis: 66% der Patienten mit bilobären (median 6 (95% CI 2–23) Zyklen), aber nur 26% der Patienten mit unilobären KRKLM (median 5 (95% CI 1,6–12,8) Zyklen) benötigten eine präoperative Chemotherapie zum Downsizing ihrer KRKLM. EGFR oder VEGF-Antikörper erhielten 43% versus 19% der Patienten (p=0,043). Bei Patienten mit bilobären KRKLM wurden komplexere Leberresektionen durchgeführt; der Anteil der 2-zeitigen Resektionen mit Pfortaderokklusion war bei Patienten mit bilobären KRKLM höher (29% versus 3%, p=3,2×10-6). Morbiditäts- (39% versus 28%, p=0,183) und Mortalitätsraten (1% versus 3%, p=0,644) waren vergleichbar. Eine adjuvante Therapie erhielten 60% versus 51% der Patienten (p=0,275). Das 5-Jahres-PFS (24% versus 31%; p=0,169) und das 5-Jahres CSS (42% versus 55%; p=0,131) waren nicht signifikant unterschiedlich.

Schlussfolgerung: Patienten mit bilobären KRKLM benötigen häufiger eine intensivierte Chemotherapie zum Erreichen der sekundären Resektabilität. Für eine R0-Resektion aller KRKLM sind bei diesen Patienten komplexere Eingriffe notwendig. Nach Erreichen der R0-Resektion hat das Verteilungsmuster der KRKLM keinen Einfluss auf das PFS oder CSS in der Ära multimodaler Therapiekonzepte.