Z Gastroenterol 2011; 49 - V10
DOI: 10.1055/s-0031-1285147

Persistierende, unklare abdominelle Schmerzen nach RYGB als ungewöhnliche Manifestation eines Dumping-Syndroms

C Jurowich 1, C Wichelmann 1, A Gostner 2, A Thalheimer 1, CT Germer 1, B Allolio 2, G Bender 2
  • 1Universitätsklinikum Würzburg, Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Würzburg, Germany
  • 2Universitätsklinikum Würzburg, Innere Medizin – Endokrinologie, Würzburg, Germany

Einleitung: Der Roux-Y Magenbypass (RYGB) ist die häufigste bariatrische Operation bei morbider Adipositas. Trotz insgesamt niedriger Komplikationsraten gibt es im Lanzeitverlauf immer wieder Patienten, die postoperativ rezidivierende, abdominelle Schmerzen beklagen. Dies kann trotz Ausschluss morphologisch erkennbarer Ursachen zur Relaparoskopie führen.

Methodik: In der vorliegenden Fallserie werden 3 Patientinnen vorgestellt, die sich im Langzeitverlauf nach RYGB (12–18 Monate) mit rezidivierenden, abdominellen Schmerzen vorstellten. In 2 der 3 Fälle erfolgte die Relaparoskopie im Verlauf. Trotz Ausschluss morphologischer Komplikationen (z.B. innerer Hernien) traten die Beschwerden konstant weiter auf. Zur Differenzialdiagnostik der Symptomatik erfolgte der orale Glukosetoleranzstest.

Ergebnisse: Alle Patientinnen berichteten über abdominelle Schmerzsymptomatik und Abgeschlagenheit 30 Minuten nach Glukosebolus. Alle zeigten eine Hypoglykämie (34mg/dl, 38mg/dl and 37mg/dl) nach 150 Minuten mit spontanem Anstieg der Blutglukose nach 180 Minuten. Patientin 1 bemerkte die Hypoglykämie nicht, Patientin 2 und 3 waren zwar symptomatisch, es lagen aber auch hier keine hypoglykämischen Ereignisse in der Vorgeschichte vor. Patientin 2 and 3 zeigten bei niedrigen Basalinsulinraten (<2 and 5 IU/ml) Insulinpeaks von 139 und 115 IU/ml nach 60 Minuten. Patientin 1 zeigte extrem erhöhte Insulinlevel, vermutlich als Folge anti-insulinärer Antikörper.

Schlussfolgerung: Bei Patienten mit persistierenden, abdominellen Schmerzen nach RYGB ohne chirurgisch-morphologische Komplikation muss an die Manifestation eines Dumping- Syndroms gedacht werden, unabhängig davon, ob in der Vorgeschichte eine Hypoglykämie berichtet wurde. Mittel der Wahl zur richtigen Diagnosestellung ist dabei der OGTT. Als therapeutische Option kann neben dem Versuch einer diätetischen Einstellung eine Therapie mit Octreotid in Erwägung gezogen werden.