Suchttherapie 2011; 12 - PO65
DOI: 10.1055/s-0031-1284713

Ergebnisse der PERMIT-Studie (Psychoeducation reaches HCV-infected Methadone/Buprenorphine substituted Patients in Standard Antiviral Treatment)

CS Schmidt 1, M Backmund 2, B Schulte 1, J Gölz 3, N Scherbaum 4, J Reimer 1
  • 1Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) der Universität Hamburg, Hamburg
  • 2Praxiszentrum Im Tal, München
  • 3Praxiszentrum Kaiserdamm, Berlin
  • 4Klinik für abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, LVR-Klinikum Essen, Kliniken der Universität Duisburg-Essen, Essen

Eine chronische Infektion mit dem Hepatitis C Virus (HCV) gehört zu den häufigsten Erkrankungen bei intravenös Drogenkonsumierenden.1 In der HCV-Behandlung gilt diese Patientengruppe jedoch häufig als „schwierig“, was zum Teil auf erhöhte Abbruchraten und psychiatrische Begleiterkrankungen zurückzuführen ist.2 In der multizentrischen, quasi-randomisierten PERMIT-Studie wurde der Einfluss von Psychoedukation (PE) auf den Verbleib in der antiviralen Therapie (Retention) und das anhaltende virologische Ansprechen (SVR) untersucht. Die Stichprobe umfasste 189 Patienten in Opiatsubstitution, die im Rahmen der Studie eine Behandlung mit pegyliertem Interferon-α und Ribavirin erhielten. Die Therapiedauer betrug je nach Genotyp (GT) entweder 24 Wochen (GT 2/3) oder 48 Wochen (GT 1/4). Patienten der Interventionsgruppe (n=82) erhielten zusätzlich regelmäßige, manualisierte PE-Sitzungen, während die Kontrollgruppe (n=107) nur die antivirale Standardbehandlung durchlief.

Ergebnisse: Bei GT 1/4-Patienten der PE-Gruppe zeigten sich im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant erhöhte Retentionsraten (76% vs. 55%, p=,038). GT 1/4 Patienten, die das Kriterium von mindestens 5 tatsächlich besuchten PE-Sitzungen erfüllten, wiesen zudem signifikant erhöhte SVR-Raten auf (70,6% vs. 48,3%; p=,037). Für Patienten mit GT 2/3, die insgesamt höhere Retentions- und SVR-Raten zeigten, konnte kein Effekt der PE nachgewiesen werden. Multivariate logistische Regressionsanalysen bestätigten diese Ergebnisse und ermittelten weitere Prädiktoren für Retention und SVR, wie z.B. Alter oder psychische Vorbelastung.

Schlussfolgerung: Bei Patienten, die aufgrund eines ungünstigeren HCV-Genotyps oder psychischer Vorbelastung ein erhöhtes Risiko für Therapieabbrüche haben, trägt die PE zu einer Verbesserung der Retentions- und SVR-Raten bei. PE kann daher als effektive unterstützende Intervention in der HCV-Behandlung opiatabhängiger Patienten bewertet werden.

Abbildung 1: Verbleib in der antiviralen Therapie (Retention) in Abhängigkeit von Genotyp (GT) und Psychoedukation (PE). GT 1/4-Patienten erzielten in der PE-Gruppe signifikant höhere Retentionsraten.* p = ,038; OR (95% KI) = 2,599 (1,041-6,487), n.s. = nicht signifikant.

Literatur: 1. Aceijas C, Rhodes T (2007): Global estimates of prevalence of HCV infection among injecting drug users. Int J Drug Policy 18, 352-358. 2. Grebely J, Genoway KA, Raffa JD, Dhadwal G, Rajan T, et al. (2008): Barriers associated with the treatment of hepatitis C virus infection among illicit drug users. Drug Alcohol Depend 93, 141-147.