Suchttherapie 2011; 12 - PO55
DOI: 10.1055/s-0031-1284704

Einsatz von Peers zur Prävention des dysfunktionalen Internetgebrauchs bei Kindern und Jugendlichen: Das Projekt „Netzgänger“

SH Kremer 1, G Mehling 1, J Wolstein 1
  • 1Universität Bamberg, Bamberg

Hintergrund: Peers sind Multiplikatoren von (präventiven) Inhalten, die der Zielgruppe in relevanten Merkmalen wie Alter, Status oder Rang ähneln (1). Sie stellen glaubwürdige Modelle in einer veränderten Lernsituation dar, gewährleisten die altersadäquate Vermittlung der Botschaften und erhöhen so die Wahrscheinlichkeit zur Anregung eines Lernprozesses. Bei der Prävention von stoffgebundenen Süchten ist bekannt, dass der Einsatz von Peers die Effektivität schulbasierter Programme erhöht (2). In der vorliegenden Studie soll untersucht werden, ob dies auch im Bereich des dysfunktionalen Internetgebrauchs zutrifft.

Ziel: Konzeption und Evaluation einer schulbasierten Maßnahme zur Prävention von dysfunktionalem Internetgebrauch durch den Einsatz von Peers.

Methodik: Zunächst wurden 44 Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe im Projekt „Netzgänger“ zu Peers ausgebildet. Daraufhin nahmen 183 Schülerinnen und Schüler der siebten Klasse Gymnasium an der Studie teil. Die Experimentalgruppe (n=91) wurde von den Peers zu den Themen Selbstdarstellung und Privatsphäre in Sozialen Netzwerken, Prävention von Cybermobbing und damit assoziierten Folgen sowie Prävention von Online-Spielsucht geschult. Die Kontrollgruppe (n=92) war eine Wartegruppe und erhielt die Intervention erst nach Abschluss der Studie. Die Evaluation erfolgte als Prä-Post-Onlinebefragung.

Erste deskriptive Ergebnisse: In der Experimentalgruppe zeigte sich nach dem Tutorium ein restriktiverer Umgang mit persönlichen Daten in sozialen Netzwerken, eine bessere Einhaltung selbst gesetzter Computerspielzeiten, eine Schärfung des Cyber-Mobbing-Begriffs sowie eine Sensibilisierung für Cyber-Mobbing-Handlungen.

Literatur: (1) Kempen, D. (2007). Aufklärung von Gleich zu Gleich. Peer-Education in der Suchtprävention. Marburg: Tectum. (2) Bühler, A.; Kröger, C. (2006). Expertise zur Prävention des Substanzmissbrauchs. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung, H. 29. Köln.