Einleitung: Auch in höherem Lebensalter spielen Substanzmissbrauch und Substanzabhängigkeit eine
bedeutende Rolle. Studien zeigen, dass etwa 27% der Männer und 8% der Frauen dieser
Altersgruppe betroffen sind. Im Mittelpunkt stehen dabei Alkohol- und Medikamentenmissbrauch.
Die damit einhergehenden Folgeerkrankungen betreffen eine große Bevölkerungsgruppe
und stellen ein ernst zu nehmendes Problem dar. Neben den Betroffenen die mit ihrem
Konsum „alt geworden sind" finden sich auch diejenigen, die erst durch die Veränderten
Lebensumstände in der zweiten Lebenshälfte betroffen sind.
Projekte: Die Baden-Württemberg Stiftung setzt in ihrem Programm „Sucht im Alter“ elf Modellprojekte
mit inhaltlich sehr verschiedener Ausprägung um. Alle Projekte zielen darauf ab, ein
Bewusstsein für das Thema Suchtmittelkonsum in der Bevölkerung ab 55 Jahren zu schaffen
und den Betroffenen und deren Angehörigen einfachen Zugang zu Hilfsprojekten zu bieten.
Eine zweite Säule ist die Vernetzung von suchttherapeutischen und geriatrischen Einrichtungen.
Dazu zählen die Schulung von Pflegepersonal in Krankenhäusern und Pflegeheimen sowie
die Einführung von Koordinatoren. Die wissenschaftliche Betreuung und Evaluation der
Projekte erfolgt am Lehrstuhl von Prof. Mann, Zentralinstitut f. S. Gesundheit, Mannheim.
Ergebnisse: Die einzelnen Projekte starteten im ersten bzw. zweiten Quartal 2010, die Laufzeit
beträgt maximal drei Jahre. Aufgrund dieses kurzen Zeitraumes liegen bisher nur wenige
Ergebnisse vor. Die Auswertung der ersten Schulungen von Pflegepersonal des Projektes
des ZfP Südwürttemberg zeigt, dass über 80% der Teilnehmer die Anleitungen hilfreich
für ihre tägliche Arbeit fanden. Eine Befragung zum Kenntnisstand vor und nach der
Schulung lässt erkennen, dass unter dem Pflegepersonal nur wenige ihr Wissen zum Thema
„Sucht im Alter“ als gut einschätzten, dies aber durch die Schulung signifikant (Wilcoxon-Test
für verbundenen Stichproben; p≤.001) verbessern konnten.