Suchttherapie 2011; 12 - PO42
DOI: 10.1055/s-0031-1284691

Der Leitfaden „Medikamente – schädlicher Gebrauch und Abhängigkeit“ – eine Befragung unter Ärzten

S Ulbricht 1, B Groß 1, W Kunstmann 2, C Meyer 1, U John 1
  • 1Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Greifswald
  • 2Bundesärztekammer, Arbeitsgemeinschaft der deutschen Ärztekammern, Berlin

Hintergrund: Schädlicher Gebrauch bzw. Abhängigkeit von psychotropen Medikamenten sind nicht immer leicht zu erkennen. Um Ärzte für diese Thematik stärker zu sensibilisieren, wurde unter Leitung der Bundesärztekammer der Leitfaden „Medikamente- schädlicher Gebrauch und Abhängigkeit“ erarbeitet. Die folgende Studie untersucht bei Ärzten, denen der Leitfaden zur Verfügung gestellt wurde, in welchem Umfang sie bei sich eine Veränderung bei der der Verschreibung psychotroper Medikamente feststellen und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen. Methoden: Der Leitfaden wurde, bundesweit und systematisch an Teilnehmer der von den Landesärztekammern durchgeführten Kurse zum Erwerb der Zusatzbezeichnung „Suchtmedizinische Grundversorgung“ ausgegeben. Bei Einverständnis zur Teilnahme erfolgte nach 12 Wochen eine telefonische Befragung zum Leitfaden. Von 542 Kursteilnehmern gaben 318 (58,7%) ihr Einverständnis. Für die Befragung wurden 267 (83,9%) Kursteilnehmer erreicht. Ergebnisse: Ein Anteil von 77.5% (n=207) hatte sich im Kurs bzw. darüber hinaus mit dem Leitfaden beschäftigt. Von 182 Ärzten, die angegeben hatten psychotrop wirksame Medikamente zu verschreiben, bestätigten 56 (31,5%) eine Änderung ihres Verschreibungsverhaltens. Die Daten zeigten einen Zusammenhang zwischen dieser Einschätzung und dem Anteil über den Leitfaden neu aufgenommener Informationen. Die Wahrscheinlichkeit das Verschreibungsverhalten verändert zu haben, war erhöht, wenn Ärzte in den letzten 4 Wochen Patienten auf einen schädlichen Gebrauch von Medikamenten angesprochen hatten. Diskussion: Durch den systematischen Einsatz des Leitfadens im Rahmen der Weiterbildung konnten mehr als zwei Drittel der Kursteilnehmer zu einer Beschäftigung mit dem Leitfaden motiviert werden. Der Umfang selbsteingeschätzter Veränderung im Verschreibungsverhalten psychotroper Medikamente sollte ermutigen, dieses Material systematisch in Fort- und Weiterbildungsangebote einzubeziehen.