Suchttherapie 2011; 12 - PO29
DOI: 10.1055/s-0031-1284680

Neue synthetische Drogen – Spice und andere Räuchermischungen – Erkenntnisse zu Verbreitung und Konsummotivationen aus zwei explorativen Studien

B Werse 1
  • 1Goethe-Universität Frankfurt, FB Erziehungswissenschaften, Centre for Drug Research, Frankfurt

Die legal gehandelte sogenannte Räuchermischung Spice hatte im Jahr 2008 ein enormes Medienecho hervorgerufen, das offenbar auch mit einer sprunghaft angestiegenen Nachfrage einherging. Nachdem Analysen des Produktes ergaben, dass es synthetische, dem Cannabis-Wirkstoff THC ähnelnde Substanzen enthält, wurden diese Stoffe und damit auch Spice sowie einige Nachahmerprodukte Ende Januar 2009 dem BtmG unterstellt. Seitdem erscheinen immer wieder neue legal erhältliche, psychoaktiv wirksame Räuchermischungen auf dem Markt.

Mittels einer Pilot- und einer Folgestudie wurden in den Jahren 2009 und 2010 Erkenntnisse zur Verbreitung dieser Produkte und den Konsummotivationen der (potenziellen) Gebraucher(innen) gesammelt. Zu diesem Zweck wurden bereits Ende 2008 Fragen in die jährliche repräsentative Schülerbefragung aufgenommen, die Teil des Frankfurter Drogenmonitoring-Projektes „MoSyD“ ist. Zudem wurden einige Experteninterviews mit Mitarbeiter(inne)n von ‘Headshops’ durchgeführt. Die wesentlichen Erkenntnisse zu Konsummotivationen stammen aus insgesamt 25 qualitativen Interviews, die mit erfahrenen Konsumenten von Spice-Produkten geführt wurden.

Bei der Analyse der erhobenen Daten wurde vor allem deutlich, dass zwischen verschiedenen Kosnument(inn)entypen unterschieden werden muss: Einer großen Zahl von Probierer(inne)n, die u.a. durch die Medienpräsenz auf Räuchermischungen aufmerksam wurde, steht eine deutlich kleinere Zahl von Gelegenheitskonsument(inn)en und eine offenbar sehr kleine Menge regelmäßig Konsumierender gegenüber. Als Gründe für den wiederholten Gebrauch werden insbesondere rechtliche Problematiken genannt.

Die Ergebnisse der beiden Studien bilden eine wesentliche Grundlage für den sozialwissenschaftlichen Teil des EU-Projektes, über das Cornelia Morgenstern in diesem Symposium berichtet („Zur Verbreitung von ‘Spice’ und synthetischen Cannabinoiden in Europa“).

Literatur: Werse, B. (2009): „Spice“ und andere sogenannte Räuchermischungen – Kurzbericht einer Pilotstudie aus Frankfurt am Main. In: abhängigkeiten, 3: 47-52 Werse, B. (2010): Medienhype um Spice und andere Räuchermischungen. In: Suchttherapie, 4: 11f. Werse, B./ Müller, O. (2010): Abschlussbericht – Spice, Smoke, Sence & Co. – Cannabinoidhaltige Räuchermischungen: Konsum und Konsummotivation vor dem Hintergrund sich wandelnder Gesetzgebung. Unter Mitarbeit von Nabil Ahmed. Frankfurt a.M.: Centre for Drug Research/ Goethe-Universität