Suchttherapie 2011; 12 - PO23
DOI: 10.1055/s-0031-1284674

Situation und Hilfebedarf 18- bis 26-jähriger Menschen mit problematischem Drogenkonsum – eine empirische Erhebung im Suchthilfesystem und Dunkelfeld der Stadt München

F Schäffler 1, G Gallist 1, A Seif 1
  • 1Hochschule München, München

Erkenntnisinteresse und Forschungsziel:

Das Erkenntnisinteresse gilt jungen problematisch drogenkonsumierenden Menschen und dem Zusammenhang zwischen deren Bedürfnissen und der Angebotsstruktur im Münchner Suchthilfesystem. Die Situation der Klientel soll verstanden werden und eine Beschreibung ihrer Einstellungen, ihrer Erwartungen und Bedürfnisse in Bezug auf Angebote der Suchthilfe möglich machen. Darüber hinaus sollen Konsummuster, Persönlichkeitsmerkmale, Sozialverhalten sowie Sozialisationsbedingungen abgefragt werden.

Hintergrund:

Laut Einschätzung eines Mitarbeiters des Münchner Suchthilfevereins Condrobs e. V. ist die Zahl junger DrogenkontaktladenbesucherInnen seit einigen Jahren rückläufig. Um diese Beurteilung sowie die Bedeutung eines darauf begründeten Forschungsprojekts zu überprüfen, wurde im Rahmen einer explorativen Voruntersuchung im Frühjahr 2010 Fachpersonal aus der Münchner Suchthilfe befragt. Die Ergebnisse dieser Experteninterviews lassen sich zusammenfassend wie folgt darstellen: Junge DrogenkonsumentInnen können auch von Professionellen, die in engem Kontakt mit ihrer Klientel stehen, in vielerlei Hinsicht nur vage beschrieben werden. Größtenteils müssen Mutmaßungen angestellt werden. Es wird ein Bedarf nach fundiertem bzw. empirisch gesichertem Wissen über junge drogengebrauchende Menschen erkennbar.

Forschungsmethodik-, -vorgehen und -zeitplan:

  • September 2010 bis März 2011 quantitative Erhebung: In 16 Münchner Suchthilfeeinrichtungen wurden 69 junge DrogenkonsumentInnen mittels eines Fragebogens befragt

  • Februar 2011 qualitative Erhebung: Es wurde zwei leitfadengestützte und problemzentrierte Interviews (mit Klientel, die aktuell Anbindung an Einrichtungen der Suchthilfe haben geführt sowie mit drei Personen, die aktuell keinen Kontakt zu Suchthilfeeinrichtungen haben (sog. Dunkelfeld)).

Die Auswertung des Datenmaterials und die Erstellung des Forschungsberichts erfolgte von März bis Juli 2011.

Für die Studie wird folgende Arbeitsdefinition verwendet: Drogenkonsum wird dann als problematisch bewertet, wenn mindestens eines der folgenden Merkmale erfüllt ist:

  • es liegt ein schädlicher Gebrauch (F1x.1) oder eine Abhängigkeit (F1x.2) im Sinne einer klinischen Diagnose (ICD oder DSM) vor,

  • es entstehen Schäden für andere Personen,

  • es finden sich negative soziale Konsequenzen oder Delinquenz.

(vgl. European Monitoring Center for Drugs and Drug Addiction 2009, S. 63)