Suchttherapie 2011; 12 - PO18
DOI: 10.1055/s-0031-1284668

Manualisierte, bedarfsorientierte Psychoedukation in der Akutbehandlung Alkoholabhängiger zur Verbesserung der Inanspruchnahme weiterer Hilfen

FP Weber 1, A Grundl 1, S Appel 1, L Arnold 2, F Tretter 2, N Wodarz 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Regensburg, Regensburg
  • 2Isar-Amper-Klinikum, Haar bei München

Ziele/Fragestellung: Die Inanspruchnahme einer Postakutbehandlung, z.B. Entwöhnung nach der Entgiftung führt bei Alkoholabhängigen zu erheblich gesteigerten Abstinenzraten und folglich zu reduzierten Kosten für das Gesundheitssystem. Mit dem Ziel, die Vermittlungsrate in eine Postakutbehandlung zu erhöhen, wurde im Sinne eines qualifizierten Entzuges ein psychoedukatives modulares Gruppenprogramm auf Basis der motivierenden Gesprächsführung entwickelt, mit dem grundlegende Informationen zur Abhängigkeit vermittelt, individuelle Ziele erarbeitet und Ressourcen aktiviert werden.

Methodisches Vorgehen: In einer randomisierten, multizentrischen Studie mit Kontrollgruppe wird bei insgesamt 300 alkoholabhängigen Patienten, die sich einer Entzugsbehandlung unterziehen, die Wirksamkeit des Gruppenprogramms geprüft. Die Interventionsgruppe unterscheidet sich von der Kontrollgruppe lediglich durch die Gruppenintervention. Zur Erfassung der Zielkriterien, wie Vermittlungsrate in eine Postakutbehandlung, Abstinenzrate und direkte Krankheitskosten, werden katamnestische Untersuchungen nach 3, 6 und 12 Monaten durchgeführt. Standardisierte Interviews und Fragebögen bilden das klinische Erscheinungsbild, die Persönlichkeit und sozioökonomische Variablen der Patienten ab, um mögliche, dadurch moderierte Effekte zu entdecken.

Stand: Es wurden bisher 205 Patienten rekrutiert. Nach 104 Patienten wurde eine Zwischenauswertung durchgeführt. In dieser Stichprobe waren 30% der Patienten weiblich und das Durchschnittsalter lag bei 47,6 Jahren. 47,1% der Patienten erfüllen alle 6 Diagnosekriterien der Abhängigkeit nach ICD–10. Die Response-Rate der Katamnesen liegt derzeit bei ca. 70%.

Schlussfolgerung: Es handelt sich um die erste randomisierte Untersuchung eines entscheidenden Bestandteiles einer qualifizierten Entzugsbehandlung. (BMBF-Förderkennzeichen 01 GX 0701)