Hintergrund: Verglichen mit anderen Psychopharmaka werden Substanzen zur Rückfallprophylaxe bei
Alkoholabhängigkeit trotz des Nachweises positiver Effekte auf das Rückfallrisiko
verhältnismäßig selten eingesetzt. Um diese Beobachtung zu überprüfen, initiierten
wir eine deutschlandweite Online-Befragung von Klinikärzten verschiedener Fachrichtungen
zu individuellen Therapieentscheidungen bei Alkoholentgiftung und Rückfallprophylaxe.
Methodik: Wir konzipierten einen Fragebogen zu pharmakotherapeutischen Aspekten während der
Alkoholentgiftung und zur Rückfallprophylaxe verschickten diesen an 1213 Adressaten.
Für die Befragung und Auswertung verwendeten wir eine Online-Befragungssoftware (EFS
Survey, Unipark). Die Zielgruppe waren sämtliche Kliniken in Deutschland, die gemäß
Deutsches Krankenhaus Verzeichnis Alkoholentgiftungen durchführen. Ergebnisse: Die Beendigungsquote der Umfrage betrug 11,5% (n=141). Eine medikamentöse Rückfallprophylaxe
nach erfolgter Entgiftungsbehandlung setzen lediglich 13,5% (n=19) der Befragten an.
Dabei werden Acamprosat, Disulfiram und Naltrexon am häufigsten verwendet. Weitaus
seltener werden Baclofen, Topiramat oder „Sonstige“ Medikamente zur Rückfallprophylaxe
eingesetzt. Diskussion: Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Medikamente zur Alkoholrückfallprophylaxe
immer noch sehr selten eingesetzt werden. Die möglichen Gründe für diesen Trend werden
im Einzelnen diskutiert. Eine derartige Befragung von Klinikärzten bezüglich der Verschreibungspraxis
dieser Substanzen wurde unserem Wissen nach bisher nicht in Deutschland durchgeführt.
Alkohol - Rückfallprophylaxe