Wie kann die medizinische Rehabilitation die berufliche Reintegration arbeitsloser
Suchtkranker unterstützen?
Auf dem Hintergrund der SGB-II-Studie (Henke et al.,2009) wird deutlich, dass nur
ein geringer Prozentsatz arbeitsloser Suchtkranker wieder ins Erwerbsleben zurückkehrt.
Die Gründe dafür sind vielfältig, insbesondere die in der ARA-Studie nachgewiesenen
erhöhten Rückfallrisiken Arbeitsloser (Henkel, Zemlin und Dornbusch, 2003, 2004, 2006,
2008) und der für Arbeitslose weitgehend verschlossene Arbeitsmarkt dürfte sich hier
negativ auswirken. Allerdings werden die noch vorhandenen Optionen nicht ausreichend
genutzt. Letztlich ist dafür die noch unzureichende Vernetzung von medizinischer Reha
und Arbeitsverwaltung ausschlaggebend, die ebenfalls in der SGB-II-Studie offenkundig
wird. Ein Schwerpunkt der Bemühungen um die berufliche Reintegration muss daher in
der Bewältigung der Schnittstellenproblematik zwischen med. Reha und Arbeitsverwaltung
liegen.
Vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit den Maßnahmen der beruflichen Reintegration
Abhängigkeitskranker im Rahmen des Jobinitiativeprogramms der AHG Klinik Wilhelmsheim
und den in der SGB-II-Studie ermittelten Erfordernissen zur Vernetzung von medizinischer
Reha und Arbeitsverwaltung wird die Implementierung eines Schnittstellenmanagements
zwischen medizinischer Reha und Arbeitsverwaltung/Arbeitsmarkt vorgeschlagen. Es soll
die Nahtlosigkeit zwischen medizinischer Reha und Arbeitsverwaltung bzw. Arbeitsmarkt
herstellen, dabei die im Rahmen des Jobinitiativeprogramms gemachten Vorarbeiten nutzen,
sich auf die besonders problematischen Gruppen der arbeitslosen jungen Erwachsenen
sowie der Langzeitarbeitslosen konzentrieren und innovative Kooperationsprojekte zwischen
der AHG Klinik Wilhelmsheim und regionalen Einrichtungen der Arbeitsverwaltung begleiten
und im Sinne der Schnittstellenarbeit umsetzen.
Aufgaben und Aufwände werden beschrieben und nach spezifischen Betreutengruppen differenziert.
Literatur: Henke J et al. Erhebung von Ansätzen guter Praxis zur Integration Suchtkranker ins
Erwerbsleben im Rahmen des SGB II. Abschlussbericht, BMG, August 2009. Henkel D, Zemlin
U, Dornbusch P. Arbeitslosigkeit und Suchtrehabilitation: Hauptergebnisse des ARA-Projekts
und Schlussfolgerungen für die Praxis. In Henkel D und Zemlin U (Hrsg.) Arbeitslosigkeit
und Sucht 2008: 214-241. Fachhochschulverlag: Frankfurt a.M. Henkel D, Zemlin U, Dornbusch
P. Analyse rückfallbeeinflussender Bedingungen bei arbeitslosen Alkoholabhängigen
(ARA-Projekt). Teil I: Einführung in die Thematik, Projektziele, Untersuchungsanlage
und Ergebnisse zu Beginn der Suchttherapie. Sucht aktuell 2003; 10 (2): 5-14. Henkel
D, Zemlin U, Dornbusch P. Analyse rückfallbeeinflussender Bedingungen bei arbeitslosen
Alkoholabhängigen (ARA-Projekt). Teil II: Ergebnisse des Therapieverlaufs und der
6-Monatskatamnese. Sucht aktuell 2004a; 11 (1): 21-32. Henkel D, Zemlin U, Dornbusch
P. Analyse rückfallbeeinflussender Bedingungen bei arbeitslosen Alkoholabhängigen
(ARA-Projekt). Teil III: Abstinenz und Rückfall in der 12-Monatskatamnese, Veränderungen
im Katamneseverlauf, Unterschiede zwischen Rückfälligen und Abstinenten in der Aufnahme-,
Entlass- und Katamnesediagnostik sowie zwischen Erst- und Wiederbehandelten. Sucht
aktuell 2004b; 11 (2): 11-22. Henkel D, Zemlin U. Arbeitslosigkeit und Suchtbehandlung:
Neue empirische Ergebnisse und Schlussfolgerungen für die Praxis der medizinischen
Rehabilitation. Sucht aktuell 2006; 13 (1): 49-57. Henkel D, Grünbeck P. Entwicklung
der Arbeitslosenquote in der Suchtrehabilitation und Verlauf der beruflichen Integration
Alkoholabhängiger vor und nach der Rehabilitation: Eine Auswertung von Routinedaten
der Rentenversicherungen. Suchttherapie 2005; 6 (4): 155-164. Zemlin U, Bornhak C,
Nickl A. Maßnahmen zur Förderung der beruflichen Reintegration arbeitsloser Alkohol-
und Medikamentenabhängiger sowie zur Überwindung der Schnittstelle zwischen Suchtrehabilitation,
Arbeitsmarkt und Arbeitsverwaltung. In Henkel D und Zemlin U (Hrsg.) Arbeitslosigkeit
und Sucht 2008: 316-337. Fachhochschulverlag: Frankfurt a.M. Zemlin U, Gnamm K. Der
Konsiliardienst der Suchthilfe in Arbeitsagenturen und Arbeitsgemeinschaften (ARGEn)
– Ein initiales Hilfeangebot im Rahmen einer regionalen Vernetzung von Suchthilfe
und Arbeitsverwaltung. In Henkel D und Zemlin U (Hrsg.) Arbeitslosigkeit und Sucht
2008: 389-415. Fachhochschulverlag: Frankfurt a.M.
Alkoholabhängige - Arbeitslosigkeit - Schnittstellenmanagement - medizinische Rehabilitation