Suchttherapie 2011; 12 - S26_4
DOI: 10.1055/s-0031-1284594

Leptin moduliert die Prozessierung von visuellen Essensreizen im mesolimbischen Belohnungssystem

M Großhans 1, C Vollmert 1, S Vollstädt-Klein 1, S Leber 1, F Kiefer 1
  • 1Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim, Mannheim

Fragestellung: Die Adipositas ist ein kostenintensives medizinisches Problem mit einer seit Jahrzehnten ansteigenden Prävalenz. Ein Aspekt dieses Krankheitsbildes ist, dass nach erfolgreichen Diäten die meisten Patienten in alte Essensgewohnheiten zurückfallen und wieder Gewicht gewinnen. Die spezifischen neuronalen und hormonellen Mechanismen, die diesem Phänomen zugrunde liegen, sind jedoch bisher nur unvollständig verstanden. Es bestehen vermehrt Evidenzen, dass Leptin, ein Regulaturpeptid des Energiestoffwechsels, homöostatische Regelkreisläufe und das mesolimbische Belohnungssystem verbindet. Frühere fMRT-Studien konnten zeigen, dass essensassoziierte Bilder mesolimbische Strukturen in Adipösen aktivieren. Diese Studie untersuchte die Fragestellung, ob der Leptin-Plasmaspiegel mit der Aktivierung von mesolimbischen Strukturen nach Präsentation von Essensreizen assoziiert ist.

Methode: 44 Probanden (21 BMI≥30; 23 BMI 18,5–24,9) wurden rekrutiert. In einem Block-Design wurden essensassoziierte- und neutrale Bilder während der funktionellen Magnetresonanztomographie präsentiert. Vor der Messung wurden Blutproben zur Bestimmung des Leptin-Plasmaspiegels entnommen.

Ergebnisse: Wir konnten eine signifikant positive Korrelation des Leptin-Plasmaspiegels und der Aktivierung des ventralen Striatum demonstrieren. Des Weiteren zeigte sich eine positive Assoziation von BMI und der Aktivierung im ventralen Striatum.

Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse zeigen, dass Leptin eine physiologische Rolle in der Modulation des mesolimbischen Belohnungssystems durch visuellen Essensreizen spielt. Darüber hinaus liefert unsere Studie Hinweise, dass bei Patienten mit Adipositas eine chronisch erhöhte Leptinkonzentration die Feedback-Funktion von Belohnungsmechanismen auf optische Essensreize verändert, indem deren Belohnungswert gesteigert wird. Dies könnte erklären, warum Adipöse ihre Nahrungsaufnahme nicht an physiologische Notwendigkeiten anpassen können.