Suchttherapie 2011; 12 - S24_1
DOI: 10.1055/s-0031-1284583

Doing Gender: Bedeutungen und Funktionen des Alkoholkonsums und des Rauschtrinkens bei der Inszenierung von Männlichkeit und Weiblichkeit

S Hößelbarth 1, HJ Stöver 1, I Vogt 1, N Eppler 1
  • 1Institut für Suchtforschung Frankfurt, Frankfurt

Erfahrungen mit Alkohol sind unter Jugendlichen weit verbreitet. Innerhalb der deutschen ESPAD-Studie 2007 zeigte sich, dass 96% der befragten Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klasse bereits einmal Alkohol getrunken haben. 68,3% waren schon mindestens einmal betrunken. 29,6% der Jungen gaben an, mindestens 10 Mal in den letzten 30 Tagen Alkoholisches getrunken zu haben, aber nur 15,1% der Mädchen. 36,8% der Jungen und 28,9% der Mädchen waren mind. einmal in den letzten 30 Tagen betrunken (Kraus et al., 2008). Geschlechterstudien verdeutlichen, dass sich der Umgang mit Alkohol nicht nur in der Häufigkeit und Menge des Konsums unterschiedlich gestaltet: Jungen und Männer konstruieren mit Hilfe von Alkohol ihre Männlichkeit, gerade auch im Rauschtrinken (Jacob & Stöver, 2006, 2009). Bei Mädchen und Frauen spielt der Alkoholkonsum bei der Inszenierung ihrer Weiblichkeit eine komplexere Rolle. Eine Studie des Institut für Suchtforschung (ISFF) geht den Fragen nach, wie junge Frauen und Männer zwischen 18 und 25 Jahren ihren Alkoholkonsum gestalten, ob und wie der Konsum an veränderte Lebensphasen angepasst wird, welche Konsumformen die jungen Erwachsenen für Männer und für Frauen angemessen halten und welche Bedeutung der Rausch für die Inszenierung der eigenen Männlichkeit bzw. Weiblichkeit hat. Zur Erfassung der Werte und Normen im Gruppenkontext werden Gruppendiskussionsverfahren (Fokusgruppen) mit jungen Erwachsenen aus unterschiedlichen sozialen Milieus durchgeführt, die gemeinsam in ihrer Freizeit Alkohol trinken. Um zudem einen Einblick in die individuellen Wertesysteme junger Erwachsener zu erhalten, werden die Fokusgruppen durch leitfadengestützten Einzelinterviews ergänzt. Erste Ergebnisse der Studie werden dargestellt.

Literatur: Kraus et al. (2008): Europäische Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen (ESPAD): Befragung von Schülerinnen und Schülern der 9. und 10. Klasse in Bayern, Berlin, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Saarland und Thüringen. München, IFT-Berichte, Bd. 165. Jacob, J.; Stöver, H. (Hrsg.)(2006): Sucht und Männlichkeit. Wiesbaden, VS-Verlag. Jacob, J.; Stöver, H. (Hrsg.)(2009): Männer im Rausch. Bielefeld, transcript Verlag.