Suchttherapie 2011; 12 - S22_1
DOI: 10.1055/s-0031-1284573

Entwicklung evidenzbasierter S3–Behandlungsleitlinien für substanzbezogene Störungen

E Hoch 1, K Mann 1
  • 1Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim

Zielsetzung: Seit der Veröffentlichung der ersten Leitlinie „Substanzbezogene Störungen“ (Schmidt, Gastpar, Falkai, & Gäbel, 2006) entstand ein beträchtlicher Wissenszuwachs auf dem Gebiet der Diagnostik und Therapie von Abhängigkeitserkrankungen. Um die neuesten Erkenntnisse zusammenzufassen und aus ihnen Empfehlungen für die Praxis abzuleiten, erfolgt eine Aktualisierung sowie ein methodisches „Upgrade“ der interdisziplinären Leitlinie auf die Klassifikationsstufe 3 (S3).

Methode: Die Leitlinie wird im Rahmen einer Kooperation der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und -therapie e. V. (DG-Sucht) und der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) erstellt. Um die methodischen S3-Kriterien der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlich Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) (Kopp, 2010) zu realisierten, erfolgt 1.) eine systematische Recherche, Auswahl und Bewertung der internationalen Literatur sowie 2.) eine strukturierte Konsensfindung mit 3.) repräsentativer Beteiligung von Vertretern aller Adressaten. Neben Sucht-Experten nehmen Vertreter von 37 Fachgesellschaften, Berufs-, Betroffenen- und Angehörigenverbänden am Entwicklungsprozess aktiv teil. Aufgrund der methodischen Komplexität wird zunächst mit der Bearbeitung der Themen „Screening, Diagnostik und Akutbehandlung alkoholbezogener Störungen“ und „Rauchen und Tabakabhängigkeit“ begonnen.

Ergebnisse: Die Fertigstellung der ersten beiden S3-Leitlinien ist für Frühjahr 2013 geplant. Die Leitlinien sollen in regelmäßigem Abstand überarbeitet werden, um die Aktualität der klinischen Empfehlungen zu garantieren. Ab 2013 soll die Entwicklung von S3-Leitlinien für weitere spezifische substanzbezogene Störungen fortgeführt werden.

Schlussfolgerungen: Die S3-Leitlinien sollen Therapeuten, Betroffenen und Angehörigen eine Entscheidungshilfe bei der Diagnostik und Therapie von Abhängigkeitserkrankungen zur Verfügung stehen.

Literatur: Kopp, I. (2010). Perspektiven der Leitlinienentwicklung und -implementation aus der Sicht der AWMF. Zeitschrift für Rheumatologie (4), 298-204. Schmidt, L.G., Gastpar, M., Falkai, P., Gäbel, W. (2006). Evidenzbasierte Suchtmedizin. Behandlungsleitlinie Substanzbezogene Störungen. Deutscher Ärzte Verlag