Hintergrund + Fragestellung: Tabakrauchen ist unter Personen mit psychischen Störungen weit überproportional verbreitet.
Nikotin wird von Psychiatriepatienten oft zur „Selbstbehandlung“ ihrer Störungssymptome
sowie zur Kompensation unerwünschter Arzneimittelwirkungen genutzt, kann aber auch
die erwünschten Wirkungen diverser Pharmakotherapie beeinträchtigen. Ungeklärt ist
bislang die Frage, inwieweit sich Tabakrauchen negativ auf die das Behandlungsergebnis
in der Routineversorgung auswirkt. Methodik: Zur Klärung des Zusammenhanges zwischen Rauchstatus und Therapieresponse wurde ein
kompletter Behandlungsjahrgang (N=1.568) einer Rehabilitationsklinik für Suchtstörungen
(n=948) und Psychosomatik (n=620) analysiert. Dabei wurde der aktuelle bzw. life-time-Rauchstatus
(Niemals-, Ex-, aktueller Raucher) sowie die Tabakabhängigkeit mit den unterschiedlichen
klinischen Therapieoutcomes (Morbiditätsparameter auf Basis diagnostischer Kriterien
und psychometrischer Assessments, die Therapieabbruchrate, sozialmedizinische Daten
zur psychosozialen Funktionsfähigkeit und gesundheitsökonomische Aspekte) in Beziehung
gesetzt. Ergebnisse: Der Rauchstatus der Patienten in der untersuchten klinischen Population einer Rehabilitationsklinik
ist in differenzieller Weise mit den Therapieergebnissen assoziiert: Während sich
keine signifikanten Zusammenhänge zwischen Rauchstatus und globalen klinischen Ergebnisparametern
finden lassen, fällt die Therapieabbruchrate unter Rauchern doppelt so hoch aus (18%)
wie unter Nichtrauchern (9%). Schlussfolgerungen: Dem Problem des Nikotinabusus sollte in der psychosozialen Versorgungspraxis mehr
Augenmerk geschenkt werden, da Tabakrauchen offenbar mit der Therapiemitarbeit assoziiert
ist. In künftigen Studien wäre zu klären, inwieweit sich der Therapieerfolg durch
gezielte Tabakentwöhnungsinterventionen verbessern lässt.
Doppeldiagnose - Komorbidität - Psychiatrie - Psychische Störung - Rauchen - Tabakentwöhnung