Suchttherapie 2011; 12 - S16_1
DOI: 10.1055/s-0031-1284550

Gesundheitliche Versorgung von Drogenkonsumenten in Haft

L Jakob 1, I Kipke 1, T Pfeiffer-Gerschel 1
  • 1IFT Institut für Therapieforschung, München

Einführung: Die beiden wichtigsten Ziele des Strafvollzugs sind die Wiedereingliederung des Inhaftierten und der Schutz der Allgemeinheit. Drogenprävention und -behandlung im Gefängnis stellen diesen Vorgaben nachgeordnete Ziele dar. Eine besondere Herausforderung für (sucht-)medizinische Interventionen im Gefängnis ist also zum einen, sie in Einklang mit den übergeordneten Zielen des Strafvollzugs zu bringen. Zum anderen muss – verglichen mit der deutschen Allgemeinbevölkerung – ein deutlich erhöhter Anteil an injizierenden Drogengebrauchern sowie mit HIV und HCV Infizierten in Haft versorgt werden. Dies hat auch Folgen für das öffentliche Gesundheitswesen, denn es gilt: „Prison health as part of public health“ (WHO 2003). Nicht zuletzt darum fordert das Äquivalenzprinzip eine vergleichbare Qualität der intra- und extramuralen Gesundheitsversorgung. Fragestellung: Es soll dargestellt werden, welche Hilfeangebote dieser im besonderen Maße belasteten Zielgruppe in Deutschland zur Verfügung stehen. Da die Verantwortung hierfür bei den Justizministerien der Bundesländer liegt und bisher keine regelmäßige standardisierte bundesweite Datenerhebung stattfindet, ist die Erstellung eines solchen Überblicks mit Schwierigkeiten verbunden. Methodik: Im Rahmen der Datensammlung für die jährliche Berichterstattung an die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) beschäftigt sich der deutsche Knotenpunkt (DBDD) in 2011 mit der gesundheitlichen Versorgung von Drogenkonsumenten in deutschen Haftanstalten. Hierzu wurde unter den Justizministerien der Länder eine Umfrage durchgeführt, die sich mit den Themen Drogenkonsum und Infektionskrankheiten unter Gefangenen sowie Art und Umfang der verfügbaren Therapieangebote in Haft befasste. Ergebnisse und Diskussion: Ziel dieser Erhebung war es, einen Überblick über die aktuelle (suchtmedizinische) Versorgung von Insassen deutscher Haftanstalten zu erhalten. Die Ergebnisse sollen dargestellt und diskutiert werden.

Literatur: World Health Organization (WHO) (2003). Prison Health as part of public health. Declaration., Moskau.