Suchttherapie 2011; 12 - S13_2
DOI: 10.1055/s-0031-1284538

Kurzzeitbehandlung bei Abhängigkeit von Cannabis, Kokain und Lifestyle-Drogen?

U Bogsch 1, O Kreh 1
  • 1AHG Klinik Tönisstein, Bad Neuenahr

Theorie:

Trotz Gefährdung der sozialen und beruflichen Integration durch einen langjährigen Drogenkonsum lässt sich eine Subgruppe von Drogenabhängigen ohne bisherige Konsequenzen identifizeren. Betroffene entwickeln mit zunehmender Abhängigkeitsentwicklung und Gefährdung ihrer Lebenssituation durchaus Behandlungsmotivation. Auf Grund bestehender sozialen Kompetenzen und sozio-ökonomischen Voraussetzungen ist für sie eher eine intensive Kurzzeitbehandlung mit einer starken Gewichtung der Psychotherapie der Abhängigkeit und komorbider Störungen indiziert.

Methode:

Die AHG-Klinik Tönisstein bietet ein auf diese Patientengruppe weiterentwickeltes Behandlungskonzept im Rahmen eines übergreifenden Programms der bewährten Kurzzeitentwöhnung für sozial und beruflich gut integrierte Patienten. Die Patienten werden in gesonderten, nicht suchtmittelspezifischen, Bezugsgruppen zusammengefasst und nehmen zusätzlich an einem psychoedukativen Gruppenprogramm zu den Besonderheiten der Abhängigkeit von illegalen Drogen teil. Darüber hinaus erhalten sie das umfassende, interdisziplinäre Programm der stationären Rehabilitation. Soziodemografische Daten und Suchtanamnese werden im Rahmen der Basisdokumentation analog des Kerndatensatzes Sucht erhoben. Daten nach der Kurzzeitentwöhnung werden über eine standardisierte Einjahreskatamnese erhoben und ausgewertet.

Ergebnisse:

Konzeptionelle Inhalte in der Behandlung sozial und beruflich integrierter Drogenabhängiger werden vorgestellt. Die Basisdaten der Patienten sowie erste Ergebnisse aus Einjahreskatamnesen werden berichtet.

Schlussfolgerungen:

Die Subgruppe der sozial und beruflich gut integrierten drogenabhängigen Patienten ist im Rahmen einer stationären Kurzzeitbehandlung Erfolg versprechend zu behandeln. Indikationskriterium ist weniger das konsumierte Suchtmittel, sondern die Zusammensetzung der Patientengruppe nach psychosozialen Problembereichen und dem Grad der sozialen und beruflichen Integration.