Suchttherapie 2011; 12 - S12_3
DOI: 10.1055/s-0031-1284536

Reduzierter Konsum von Heroin als Therapieziel?

N Scherbaum 1
  • 1Klinik für abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, LVR-Klinikum Essen, Kliniken der Universität Duisburg-Essen, Essen

Möglichkeit und Ziele des reduzierten Konsums von Alkohol werden viel diskutiert. Es ist zu fragen, ob analoge Überlegungen auch beim Konsum von Drogen, v.a. von Heroin, sinnvoll angestellt werden können. Bei langfristiger Heroinabhängigkeit ist die Vermeidung der Entzugssymptomatik meist die Hauptmotivation für die Fortsetzung des Konsums. Die körperlichen Entzugsbeschwerden treten angesichts der kurzen Halbwertszeit des Heroin mehrfach täglich auf. Entgifteten Patienten hingegen gelingt es allenfalls in Einzelfällen, einen reduzierten Konsum aufzunehmen. Vielmehr bedeutet die Wiederaufnahme des Konsums meist den Rückfall in ein abhängiges Konsummuster. Pharmazeutische Opiate sind in therapeutischen Dosen im Gegensatz zu Alkohol nicht organtoxisch. Es besteht daher bei Opiatabhängigkeit in den skizzierten Konstellationen die gut evaluierte Therapieoption der kontrollierten Abhängigkeit durch Substitution mit Opiatersatzstoffen wie Methadon oder Buprenorphin und evtl. die ärztliche Heroinverschreibung. Maßnahmen des Safer Use bei Heroinabhängigkeit betreffen zumeist nicht eine Mengenreduktion, da dies wegen der Entzugsproblematik nicht als realistisch erscheint, sondern v.a. die hygienischen Umstände der Einnahme des Heroins und die inhalative statt intravenöse Applikation. Insgesamt erscheint die Übertragung des Konzeptes des reduzierten Konsums von Menschen mit alkoholbezogenen Problemen auf Menschen mit Heroinabhängigkeit als wenig aussichtsreich.