Suchttherapie 2011; 12 - S8_1
DOI: 10.1055/s-0031-1284518

Motivational Interviewing im Chat – eine wirkungsvolle Intervention zur Reduzierung von Alkohol- oder Cannabiskonsum?

B Jonas 1, P Tossmann 1, M Tensil 1, F Leuschner 1, E Strüber 2
  • 1delphi-Gesellschaft für Forschung, Beratung und Projektentwicklung mbH, Berlin
  • 2Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Köln

Fragestellung: Aufgrund seiner hohen Relevanz im Alltag Jugendlicher und junger Erwachsener spielt das Internet in der Suchtprävention eine immer wichtigere Rolle. Aus diesem Grund startete die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im Jahr 2001 die Website drugcom.de, die verschiedene Informations- und Beratungsangebote zu den Themen Sucht und Drogen beinhaltet und momentan von rund 2.500 Personen pro Tag genutzt wird. Rund die Hälfte derer, die die drugcom-Selbsttests „Check your Drinking“ und „Cannabis Check“ nutzen, weisen ihren Angaben zufolge einen schädlichen Alkoholkonsum bzw. abhängigen Cannabiskonsum auf. Es kann davon ausgegangen werden, dass nur ein Teil von diesen von sich aus zu einer Konsumreduktion motiviert ist. In der vorgestellten Studie wurde untersucht, ob eine einmalige Chat-Intervention, in der Motivational Interviewing (MI) zur Anwendung kommt, bei diesen Personen zu einem reduzierten Substanzkonsum bzw. einer erhöhten Änderungsbereitschaft führen kann.

Methoden: Es wurde eine randomisiert-kontrollierte Studie (RCT) auf der Website drugcom.de durchgeführt. Volljährige Nutzerinnen und Nutzer der interaktiven Selbsttests „Cannabis Check“ und „Check your Drinking“, die ihren Angaben zufolge einen riskanten bzw. schädlichen Konsum von Alkohol oder Cannabis aufwiesen und keine weitere professionelle Unterstützung in Anspruch nahmen, konnten an der Studie teilnehmen. Hierbei wurden sie direkt nach Bearbeitung des Selbsttests und Studien-Anmeldung zufallsabhängig einem von zwei verschiedenen Chat-Räumen zugewiesen, um dort Fragen zum Selbsttest-Ergebnis zu erörtern. Der erste Chat-Raum wurde von einer in MI geschulten Beratungsperson betreut (Interventionsgruppe). Der zweite Chat-Raum (Kontrollgruppe) wurde von speziell geschultem Laienpersonal beaufsichtigt. Nachbefragungen fanden einen bzw. drei Monate nach der Chat-Session statt. Im Rahmen des Vortrags sollen die Hauptergebnisse der Studie vorgestellt werden.