Suchttherapie 2011; 12 - S6_07
DOI: 10.1055/s-0031-1284506

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei alkoholintoxikierten Jugendlichen – wer profitiert von einer motivierenden Kurzintervention?

M Stolle 1, PM Sack 1, R Thomasius 1
  • 1Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters, Hamburg

Methodik:

Über einen Zeitraum von 12 Monaten wurden an drei Hamburger Kliniken der Akut- und Notfallversorgung N=86 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene beiderlei Geschlechts zwischen 13 und 21 Jahren untersucht, die dort aufgrund einer akuten Alkoholintoxikation behandelt wurden. Die Untersuchung erfolgte mittels eines selbstentwickelten Interviews sowie unter Einsatz verschiedener standardisierter Instrumente. Parallel zur Befragung wurde unter Rückgriff auf Techniken der motivierenden Gesprächsführung eine motivierende Kurzintervention durchgeführt. Diese hatte zum Ziel, Mädchen wie Jungen in eine weiterführende Jugend-Suchtberatung zu vermitteln. Nach sechs Monaten wurde mittels Telefoninterview eine katamnestische Nachuntersuchung durchgeführt.

Ergebnisse:

Mädchen wie Jungen waren in der Inanspruchnahmepopulation zu gleich großen Teilen vertreten, wobei die Mädchen deutlich häufiger in den jüngeren Altersgruppen anzutreffen waren. Die Konsummuster zeigen signifikante geschlechtsspezifische Unterschiede. Unabhängig vom Geschlecht ließ sich mittels der motivierenden Kurzintervention nur ein geringer Teil der Jugendlichen zur Nutzung einer weiterführenden Jugend-Suchtberatung motivieren (17%). In der Katamnese zeigte sich weibliches Geschlecht als schwacher Prädiktor, im 6-Monats-Zeitraum keine erneute Alkoholintoxikation zu durchleben.

Schlussfolgerungen:

Mädchen und Jungen unterschieden sich bei Einlieferung ins Krankenhaus im Alter und in den Konsummustern, nicht aber in der Inanspruchnahme weiterführender Beratungsangebote. Geschlechtsspezifische Maßnahmen in der Frühintervention riskanten Alkoholkonsums fehlen. Sie sollten entwickelt und evaluiert werden.