Facetten der Impulsivität bei Alkoholabhängigen

Die meisten bisher vorliegenden Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Impulsivität und Abhängigkeitserkrankungen beruhen auf Fragebögen zur Erfassung der Impulsivität (z.B. Nordin and Nylander 2007; Sher et al. 2000). Nur in einigen Fällen wurden auch zusätzlich experimentelle behaviorale Verfahren eingesetzt (z.B. Bjork et al. 2004; Reynolds 2006). Die bisherigen Ergebnisse über den Zusammenhang sind uneinheitlich. Im Rahmen einer breit angelegten Studie an der Universitätsmedizin Mainz zum Zusammenhang zwischen verschiedenen Facetten der Impulsivität und der Entwicklung und dem Verlauf von Abhängigkeitserkrankungen wurden Patienten mit Alkoholabhängigkeit und gesunde Kontrollprobanden untersucht. Dabei wurde der Fragestellung nachgegangen, ob und in welchen Facetten der Impulsivität sich alkoholabhängige Personen von gesunden Kontrollpersonen unterscheiden. Zur Untersuchung dieser Fragestellung wurden neben den gängigen Fragebögen (wie der Barratt-Impulsiveness-Skala u.a.) verschiedene experimentelle computerisierte Verfahren wie eine Stop-Signal-Task, eine Delay-Discounting-Task, eine Shape-Matching-Task und andere eingesetzt. Im Vortrag werden die Ergebnisse der Studie, in der 40 alkoholabhängigen Patienten sowie gemachte Kontrollen untersucht wurden, vorgestellt. Im Rahmen der aktuell laufenden Auswertung zeigen sich deutlich Unterschiede zwischen den beiden Untersuchungsgruppen in mehreren Facetten der Impulsivität. Besonders bedeutsam erscheinen die Unterschiede in den Facetten Interferenzkontrolle, Verhaltensausführung sowie in einer motivationalen Komponente zum Belohnungsaufschub.

Literatur: Bjork, J. M., Hommer, D. W., Grant, S. J., et al. Impulsivity in abstinent alcohol-dependent patients: relation to control subjects and type 1-/type 2-like traits. Alcohol (2004) 34(2-3):133-50. Nordin, C., and Nylander, P. O. Temperament and character in pathological gambling. J Gambl Stud (2007) 23(2):113-20. Reynolds, B. A review of delay-discounting research with humans: relations to drug use and gambling. Behav Pharmacol (2006) 17(8):651-67. Sher, K. J., Bartholow, B. D., and Wood, M. D. Personality and substance use disorders: a prospective study. J Consult Clin Psychol (2000) 68(5):818-29