Suchttherapie 2011; 12 - S5_1
DOI: 10.1055/s-0031-1284496

Impulsivität: Theorie, Struktur und Messung

F Schmitz 1, C Stahl 2, A Voss 3, M Nuszbaum 4, KC Klauer 1
  • 1Universität Freiburg, Institut für Psychologie, Freiburg
  • 2Universität zu Köln, Department Psychologie, Köln
  • 3Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Psychologisches Institut, Heidelberg
  • 4GfK SE, Marktforschung, Nürnberg

Impulsivität gilt als charakteristisches Merkmal bei einer Vielzahl von psychologischen und psychiatrischen Erkrankungen, darunter Substanzabhängigkeiten sowie Substanzmissbrauch. Dabei ist Impulsivität ein sehr breites Konstrukt, das sich in verschiedenen Bereichen der Persönlichkeit manifestieren soll: dem Temperament, bei Entscheidungsaufgaben und in Form einer erhöhten Interferenz auf verschiedenen Stufen der Informationsverarbeitung. Aufbauend auf früheren Arbeiten (u.a. Friedman & Miyake, 2004; Hasher, Lustig, & Zacks, 2007; Nigg, 2000) und eigenen psychometrischen Studien schlagen wir eine Fraktionierung von Impulsivität respektive Inhibitions- und Interferenzkontrollfunktionen vor. Unser Modell umfasst drei Facetten von exekutiver Interferenzkontrolle bei Wahrnehmung, kognitiver Repräsentation und Verhaltensausführung. Zusätzlich wurde Vorsicht in Entscheidungsaufgaben und eine motivationale Komponente von Belohnungsaufschub identifiziert. Diese Facetten scheinen zudem relativ unabhängig von gängigen Temperamentsskalen zu sein, welche ihrerseits das Impulsivitätskonstrukt im Bereich sozialer Interaktionen ergänzen. Basierend auf unseren Strukturmodellen wurde für jede Facette von Impulsivität ein computerisiertes Paradigma identifiziert, das zur psychometrischen Erfassung der Facette empfohlen werden kann. Diese Paradigmen wurden bereits bei klinischen Stichproben eingesetzt, u.a. bei alkoholabhängigen Patienten (siehe Beitrag von Kruck in diesem Symposium).