Suchttherapie 2011; 12 - S3_2
DOI: 10.1055/s-0031-1284489

Behandlungsallokation mit dem MATE nach einer qualifizierten Alkohol-Entzugsbehandlung–eine Pilotstudie

J Röhrig 1, A Buchholz 2, M Berner 1
  • 1Universitätsklinikum Freiburg, Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, Freiburg
  • 2Universitätsklinikum Freiburg, Lehrbereich Allgemeinmedizin, Freiburg

Hintergrund: In Deutschland erfolgt die Zuteilung von Patienten mit alkoholbezogenen Störungen in eine Behandlungseinrichtung des Suchthilfesystems selten strukturiert. Das niederländische Instrument Measurement in the Addictions for Triage and Evaluation (MATE), welches bereits ins Deutsche übersetzt wurde, beinhaltet einen Algorithmus, der die Zuweisung auf 4 Versorgungsstufen (levels of care; LOC) mit ansteigender Behandlungsintensität ermöglicht. Ziel der vorliegenden Studie ist die Prüfung der Anwendbarkeit des MATE-Algorithmus im deutschen Suchthilfesystem bei Patienten mit Alkoholabhängigkeit. Methoden: Der MATE wurde bei Patienten, die sich nach der körperlichen Entgiftung in der qualifizierten Entzugsbehandlung der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg befanden, durchgeführt. Am Ende der Behandlung gaben die Bezugstherapeuten eine Einschätzung der notwendigen Weiterbehandlungsmaßnahmen ab; 6 Monate nach Entlassung fand eine telefonische Katamnese statt, in der u.a. die tatsächlich erfolgte Nachbehandlung erfasst wurde. Ergebnisse: 54 Patienten nahmen an der Studie teil. Laut Algorithmus würden über die Hälfte der Befragten (56.7%, n=36) einer Folgebehandlung der Versorgungsstufe 3 zugeordnet werden (LOC1: 3.7%, n=2; LOC2: 27.8%, n=15 und LOC4: 1.9%, n=1). Die Anzahl der Einrichtungsempfehlungen der Therapeuten lag zwischen 3 und 9 (MW=4.7, SD=1.4). Dabei korrelierten die LOC und die Therapeutenempfehlungen signifikant positiv miteinander (r=.279, α=0.05). Diskussion: Die vorläufigen Daten lassen den MATE als sinnvolles Instrument für die Behandlungszuteilung von alkoholabhängigen Patienten erscheinen – auch im Setting der qualifizierten Entzugsbehandlung. Da jedoch wesentliche Unterschiede zwischen dem deutschen und niederländischen Suchtsystem existieren und deshalb eine Adaption des MATE unerlässlich für einen flächendeckenden Einsatz erscheint, werden entsprechende Folgestudien benötigt.