Suchttherapie 2011; 12 - S2_3
DOI: 10.1055/s-0031-1284482

Medizinische Probleme und Lösungsansätze in der Methadonsubstitution älterer Opiatabhängiger

KM Dürsteler-MacFarland 1, M Vogel 1
  • 1Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel, Basel, Schweiz

Zur Behandlung der Opiatabhängigkeit gelten Substitutionsbehandlungen heute als Therapie erster Wahl. Aufgrund der Wirksamkeit dieser Behandlungen zeichnet sich bereits heute eine deutliche Zunahme älterer Patienten ab. Der Trend dürfte sich noch zuspitzen. Mit der verbesserten Lebenserwartung substituierter Patienten geht eine Zunahme von Begleiterkrankungen einher. Neben hohen Durchseuchungsraten mit Infektionskrankheiten finden sich unter älteren Substitutionspatienten auch gehäuft andere somatische Leiden, die eine langfristige und regelmässige Behandlung erfordern. Zudem setzen körperliche Erkrankungen bei den häufig vorgealterten opiatabhängigen Patienten meist früh ein. Dazu treten oft chronische psychische Störungen auf, an denen diese Menschen überdurchschnittlich häufig leiden. Viele psychische Leiden „verebben“ nicht, sondern persistieren in höherem Lebensalter, insbesondere Persönlichkeitsstörungen. Natürlich können psychische Störungen im Alter auch erstmalig auftreten, gerade im Zuge zunehmender körperlicher Beschwerden sowie sozialer Ausgrenzung und Vereinsamung. Die gehäuften Komorbiditäten führen bei älteren Substitutionspatienten oft zu einer komplexen und umfangreichen Medikation, deren Wechselwirkungen auch in Bezug auf das Substitut teilweise kaum noch kontrollierbar sind. Bei zunehmender Immobiliät und Pflegebedürftigkeit substituierter Patienten müssen die verschiedenen Behandlungs- und Unterstützungsangebote flexibel genutzt werden können. Bis anhin mangelt es an wissenschaftlichen Daten zur bedürfnisgerechten Behandlung älterer Substitutionspatienten. Vielerorts bestehen auch Mängel und Widerstände im Versorgungssystem. Substitutionspatienten sollten ihrem Alter und ihren gesundheitlichen Problemen entsprechend behandelt werden, und das Substitut vorbehaltlos als Medikament für ihr Wohlbefinden betrachtet werden. Bei der Behandlung älterer substituierter Patienten ergeben sich viele neue Herausforderungen, die es zu lösen gilt.