Frauenheilkunde up2date 2012; 6(2): 121-135
DOI: 10.1055/s-0031-1283938
Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aktuelles Therapiekonzept beim primären Ovarialkarzinom

P. Wagner
1   Universitäts-Frauenklinik Tübingen
,
C. Bachmann
1   Universitäts-Frauenklinik Tübingen
,
S. Becker
1   Universitäts-Frauenklinik Tübingen
,
T. Fehm
1   Universitäts-Frauenklinik Tübingen
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Publication Date:
24 April 2012 (online)

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Kernaussagen
  • Über 90 % aller Ovarialkarzinome entstehen spontan.

  • Beim Ovarialkarzinom existieren weder charakteristische Früherkennungssymptome noch wirksame Screeningmöglichkeiten.

  • Die Zahl der Ovulationen reduzierende Maßnahmen (Pille!) senken das Risiko, an einem Ovarialkarzinom zu erkranken.

  • Neben dem Tumorstadium ist v. a. der postoperative Tumorrest der wichtigste Prognosefaktor beim primären Ovarialkarzinom.

  • Zur präoperativen Diagnostik gehören neben Anamnese und vaginaler Untersuchung der Transvaginalultraschall und die Tumormarkerbestimmung.

  • Der Tumormarker CA125 verfügt bei guter Sensitivität (82 – 96 % je nach histologischem Typus) über eine schlechte Spezifität.

  • Die aktuelle Standardtherapie des primären Ovarialkarzinoms besteht aus Operation und adjuvanter platinhaltiger Chemotherapie (mit Ausnahme von Stadium FIGO I a, G1).

  • Die operative Therapie des frühen Ovarialkarzinoms umfasst die Inspektion und Palpation des gesamten Abdominalraums, die Hysterektomie mit beidseitiger hoher Adnexektomie, multiple Peritonealbiopsien, die Omentektomie, die Lymphknotendissektion pelvin beidseits und paraaortal beidseits bis zur V. renalis, Probenentnahmen auffälliger Befunde, die Spülzytologie und ggf. die Appendektomie; beim fortgeschrittenen Ovarialkarzinom zusätzlich ein Tumordebulking.

  • Laut aktuellen Leitlinien der AGO wird derzeit eine systemische Lymphknotendissektion bei kompletter Tumorresektion empfohlen.

  • Die adjuvante Standardtherapie für das fortgeschrittene Ovarialkarzinom ist die Kombinationschemotherapie mit 6 Zyklen Carboplatin / Paclitaxel alle 3 Wochen i. v. Eine Addition von Therapiezyklen oder Substanzen wie Gemcitabin, Epirubicin oder Topotecan bringt keinen zusätzlichen Benefit.

  • Die neoadjuvante Chemotherapie sollte beim primären Ovarialkarzinom momentan bei inoperablen Patientinnen oder im Rahmen von Studien eine Option darstellen.

  • Im Rahmen der Nachsorge können durch eine gezielte Anamnese und eine gynäkologische Untersuchung nahezu alle Rezidive erkannt werden. Eine weitere Schnittbilddiagnostik oder Tumormarkerbestimmung kann erst bei Bedarf zur weiteren Abklärung veranlasst werden.

  • Ovarialkarzinomrezidive lassen sich in platinresistent mit deutlich schlechterer Prognose und platinsensitiv ( ≥ 6 Monate nach Therapieende) einteilen.

  • In neue zielgerichtete Therapien werden große Hoffnungen gesetzt und diese werden in diversen Studien getestet, bislang ist der große Durchbruch aber ausgeblieben.