Gesundheitswesen 2011; 73 - A207
DOI: 10.1055/s-0031-1283682

Jugendsexualität und Behinderung – Das Sexualverhalten von Jugendlichen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen

S Wienholz 1, A Seidel 2, J Grieshaber 2, M Michel 2, S Riedel-Heller 2
  • 1Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Leipzig
  • 2Universität Leipzig, Leipzig

Einleitung/Hintergrund: Die Jugendsexualitätsstudie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) untersucht seit 1980 als Trendstudie die Einstellungen und Verhaltensweisen 14- bis 17Jähriger in Bezug auf ihre Sexualität (Lit. 1). Über die Sexualität von Menschen mit Behinderungen gibt es bisher nur wenige zuverlässige Daten, da Jugendliche mit einem Handicap bisher von dieser Art von Erhebungen ausgeschlossen waren oder sich die Studien auf Menschen mit geistigen Behinderungen beschränkten (Lit. 2). Erstmalig wurden in einer gesonderten Erhebung in Sachsen Jugendliche mit Körper- und Sinnesbehinderungen sowie schweren chronischen Erkrankungen über Einstellungen und Verhalten in Fragen der Sexualität und Kontrazeption befragt. Ziel der von der BZgA geförderten Studie ist es zu erforschen, ob sich der bundesweite Trend des verbesserten Sexualwissens und Kontrazeptionsverhaltens auch auf Jugendliche mit Behinderungen übertragen lässt. Daten und Methoden: Dazu wurden 150 14- bis 17-jährige Jungen und Mädchen in Sachsen mit Sinnes- und/oder Körperbehinderungen oder schweren chronischen Erkrankungen sowie einem z.T. vorhandenen Lernförderbedarf im Zeitraum von November 2010 bis Mai 2011 schriftlich im Klassenverband befragt. Die Rekrutierung der Probanden erfolgte über die Förderschulen für Körper- und Sinnesbehinderungen in Sachsen. Ein an die Zielgruppe angepasster Fragebogen in Leichter Sprache diente als Erhebungsmethode, welcher dem Fragebogen der Jugendsexualitätsstudie der BZgA zugrunde lag. Ergebnisse: Im Poster werden ausgewählte Ergebnisse zur Erhebung vorgestellt. Schwerpunktthemen sind dabei Aufklärung in Schule und Elternhaus sowie erste sexuelle Erfahrungen und Verhütung. Die Erhebung wird den Ergebnissen der Jugendsexualitätsstudie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung von 2.500 Jugendlichen in der Bundesrepublik resp. in Ostdeutschland gegenübergestellt. Diskussion/Schlussfolgerungen: Die Entwicklung spezieller sexualpädagogischer Angebote, die dem Bedarf von behinderten Jugendlichen gerecht werden, kann perspektivisch einen Beitrag zur Umsetzung der UN-Konventionen zur Teilhabe von Menschen mit Behinderungen leisten.

Literatur:

(1) BZgA (Hrsg.) 2010: Jugendsexualität-Repräsentative Wiederholungsbefragung von 14 bis 17-jährigen und ihren Eltern (2) Pixa-Kettner U (2007): Elternschaft von Menschen mit geistiger Behinderung in Deutschland: Ergebnisse einer zweiten bundesweiten Fragebogenerhebung. In: Geistige Behinderung (46),4