Gesundheitswesen 2011; 73 - A330
DOI: 10.1055/s-0031-1283664

Determinanten der Nichtinanspruchnahme des Okkultbluttest zur Früherkennung von Darmkrebs aus dem Telefonischen Gesundheitssurvey 2006

T Vargas 1, M Dreier 1, C Lange 2, U Walter 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • 2Robert Koch-Institut, Berlin

Einleitung: Gesetzlich Versicherte in Deutschland haben ab 50 Jahren Anspruch auf einen Test auf okkultes Blut im Stuhl (FOBT) zur Früherkennung auf Darmkrebs. Ziel ist es, Faktoren zu identifizieren, die mit der Teilnahme am FOBT assoziiert sind. Daten und Methoden: Aus dem Datensatz des telefonischen Gesundheitssurveys 2006 (GSTel06) des Robert Koch-Instituts wurde eine Teilpopulation nach folgenden Einschlusskriterien ausgewählt: Alter ≥50 Jahre, keine chronisch entzündliche Darmerkrankung, keine fehlenden Werte beim Outcome. Als Outcome wurde die Nichtinanspruchnahme des FOBT in den letzten 12 Monaten definiert. Die untersuchten Einflussvariablen wurden literaturgestützt abgeleitet und umfassten soziodemografische Faktoren, Gesundheitsverhalten, Gesundheitsstatus, medizinische Versorgung und soziale Unterstützung. Die Analysen wurden mit einem Gewichtungsfaktor für Alter, Geschlecht und Region durchgeführt. Auf Zusammenhänge wurde mittels multivariater logistischer Regressionsanalyse untersucht. Es werden die Odds Ratios (OR) mit ihrem 95%-Konfidenzintervallen (95%KI) angegeben. Ergebnisse: Die analysierte Teilpopulation umfasste n=1809 Personen ab 50 Jahren. Der Männeranteil betrug 46%. Die Inanspruchnahme des FOBT bejahten 45% der Frauen und 34% der Männer. Im multivariaten logistischen Regressionsmodell waren männliches Geschlecht (OR=3,0; 95%KI 1,7–5,0), ein höheres Alter (Ref. 50–54J.; 70+J.: OR=3,4 95%KI 2,2–5,5), der Interaktionsterm aus Rauchverhalten (Ref. Rauchen nein) und sportlicher Betätigung (Ref. ja) (OR=3,1 95%KI 1,7–5,5), die Nichtteilnahme am Gesundheits-Check-up (OR=2,1 95%KI 1,4–3,3) und keine soziale Unterstützung durch Freunde (OR=1,76 95%KI 1,17–2,66) am stärksten mit der Nichtinanspruchnahme des FOBT assoziiert. Keinen signifikanten Einfluss wiesen die soziale Schichtzugehörigkeit, Familienstand, Region, Krankenversicherungsstatus, Alkoholkonsum, Body-Mass-Index und der selbst eingeschätzte Gesundheitszustand auf. Diskussion/Schlussfolgerungen: Neben Alter, Rauchverhalten und sportlicher Betätigung konnte, analog zu einer anderen Studie (1), der bedeutsame Einfluss von Geschlecht und Teilnahme am Gesundheits-Check-up auf die Inanspruchnahme des FOBT gezeigt werden. Ein wichtiger Einflussfaktor, die ärztliche Empfehlung (1–3) war im Datensatz nicht verfügbar. Sozioökonomische Aspekte scheinen eher eine untergeordnete Rolle zu spielen. Unklar bleibt, inwieweit die Nichtteilnehmer/-innen die alternativ zur Verfügung stehende Screening-Koloskopie in Anspruch genommen haben.

Literatur:

1. Sieverding M, Matterne U, Ciccarello L. Gender differences in FOBT use: evidence from a large German survey. Zeitschrift Für Gastroenterologie 2008; 46 (Suppl. 1): 47–51. 2. Subramanian S, Klosterman M, Amonkar MM et al. Adherence with colorectal cancer screening guidelines: a review. Preventive Medicine 2004; 38 (5): 536–550. 3. Guessous I, Dash C, Lapin P, Dorshenk M, Smith RA, Klabunde CN. Colorectal cancer screening barriers and facilitators in older persons. Preventive Medicine 2010; 50: 3–10.