Gesundheitswesen 2011; 73 - A142
DOI: 10.1055/s-0031-1283659

Partizipative Qualitätsentwicklung am Beispiel des Bundesmodellprojekts „transVer„

K Tielking 1, H Fietz 1
  • 1Hochschule Emden/Leer, Emden

Einleitung: Das Bundesmodellprojekt „transVer – transkulturelle Versorgung von Suchtkranken„ hat den Abbau von Zugangsbarrieren für MigrantInnen und die Bereitstellung zielgruppengerechter Präventionsmaßnahmen zum Gegenstand. Die Fachstelle für Sucht und Suchtprävention „DROBS Cloppenburg„ ist eine der Projekteinrichtungen. Die wissenschaftliche Begleitung erfolgt durch die Hochschule Emden/Leer. Methode: Charakteristisch für den Modellstandort Cloppenburg ist, dass die Binnenevaluation der Projektarbeit prozessbegleitend nach dem Ansatz der „Partizipativen Qualitätsentwicklung„ durchgeführt wird. Dieser Ansatz (Wright, 2010) ist ein beteiligungsorientiertes Konzept, das in Anspruch und Methodik über herkömmliche Evaluationsmethoden hinausreicht. Ziel des Vorgehens ist es, über Partizipation der beteiligten Akteure eine optimale Qualitätsentwicklung zu erreichen und somit „die ständige Verbesserung von Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention„ (Wright & Block, 2006) zu ermöglichen. Die enge Verzahnung der Projektpraxis mit der wissenschaftlichen Begleitung sowie die Vernetzung mit den KooperationspartnerInnen auch auf Ebene der Evaluation sind charakteristisch für diese Form der Qualitätsentwicklung. Der Einbezug der Betroffenen selbst und der ProjektmitarbeiterInnen aus der Praxis in den Evaluationsprozess ermöglicht die Entwicklung von praxistauglichen und zielgruppenspezifischen Evaluationsinstrumenten und einen optimalen Theorie-Praxis-Transfer. Ergebnisse: Seit Projektbeginn im August 2009 ist es im Rahmen der partizipativen Qualitätsentwicklung gelungen, eine Vielzahl von migrationsspezifischen Maßnahmen und Methoden zu entwickeln, umzusetzen und zu evaluieren. Gleichzeitig konnten bewährte Angebote der Regelversorgung überprüft und in Hinblick auf die Zielgruppe optimiert werden. Über die enge Zusammenarbeit der Hochschule mit der Projekteinrichtung wurde es auf Seiten der praktischen Arbeit möglich, die entwickelten Maßnahmen, wie etwa die „offene Sprechstunde in der Entgiftungseinrichtung (n=59)„ und die „Therapievorbereitungsgruppe (n=17)„ prozessbegleitend am aktuellen Forschungsstand zu reflektieren. Auf Seiten der Hochschule wurden aktuelle theoretische Themen wie „Gender-Mainstreaming„, „Transkulturalität„ und „Hemmnisse und Barrieren der Suchthilfe für Menschen mit Migrationshintergrund„ mit der Praxis abgestimmt. Schlussfolgerungen: Partizipative Qualitätsentwicklung ermöglicht unter Einbezug aller Akteure eine optimale Planung, Durchführung und Evaluation sowie die Qualitätssicherung und Weiterentwicklung von Präventions- und Gesundheitsförderungsmaßnahmen im Sinne eines beidseitigen Theorie-Praxis-Transfers.

Literatur:

Literaturstellen: http://www.transVer-sucht.de Barth, W., & Czycholl, D. (2006). Sucht – Migration – Hilfe. Geesthacht: Neuland. Bergmann, J. R., & Meier, C. (2010). Elektronische Prozessdaten und ihre Analyse. In U. Flick, E. v. Kardorff, & I. Steinke, Qualitative Forschung: Ein Handbuch (S. 429–437). Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. Domenig, D. (2007). Transkulturelle Kompetenz. Lehrbuch für Pflege-, Gesundheits- und Sozialberufe. Bern: Huber. Gaitanides, S. (2009). Soziale Arbeit in der Einwanderungsgesellschaft: Ihr möglicher Beitrag zu Integration und Partizipation. In F. Gesemann, & R. Roth, Lokale Integrationspolitik in der Einwanderungsgesellschaft: Migration und Integration als Herausforderung von Kummunen. Wiesbaden. Gün, A. K. (2007). Sprachliche und kulturelle Missverständnisse in der Psychotherapie. In T. Borde, & M. David, Migration und psychische Gesundheit. Frankfurt a. M. Hegemann, T., & Oesterreich, C. (2009). Einführung in die interkulturelle systemische Beratung. Heidelberg: Carl-Auer Verlag. Jain, F. (2008). Migration – Gesundheit – soziale Arbeit – Dolmetschen im Gesundheitswesen. Saarbrücken: VDM-Verl. Müller. Schlehe, J. (2006). Kultur, Universalität und Diversität. In M. Z. Ernestine Wohlfart, Transkulturelle Psychatrie – Interkulturelle Psychotherapie (S. 51–57). Berlin: Springer. Tielking, K., & Fietz, H. (2011). 2. Zwischenbericht: Zugang zum Suchthilfesystem von Menschen mit Migrationshintergrund am Projektstandort Cloppenburg. Emden und Cloppenburg. Wright, M. T., & Block, M. (2006). Partizipative Qualitätsentwicklung und Evaluation in der lebensweltorientierten Primärprävention. Heidelberg: Springer Medizin Verlag. Wright, M. T. (2010). Partizipative Qualitätsentwicklung in der Gesundheitsförderung und Prävention. (M. T. Wright, Hrsg.) Bern: Huber.